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Yadgar schrieb am 9.9. 2009 um 05:14:28 Uhr über

Badghis

Und wieder darf ich eine afghanische Provinz verstichworten!

Badghis liegt im Nordwesten Afghanistans, zwischen Herat im Südwesten, Ghor im Süden, Faryab im Nordosten und Turkmenistan im Norden. Die Provinz besteht in der Hauptsache aus der Beckenlandschaft des Murghab und seiner Zuflüsse und wird im Süden und Nordosten von den etwa 3500 m hohen Bergketten des Paropamisus und des Band-e Turkestan begrenzt. Das Klima ist milder und auch etwas feuchter als im trockenkalten Ghor, so dass namentlich in den Schluchten der im Paropamisus entspringenden linken Nebenflüsse des Murghab paschtunische Nomaden reiche Winterweidegründe finden (mehr darüber kann man in der Dissertation meines afghanistischen Mentors, Dr. Bernt Glatzer, »Nomaden von Gharjistan« (Wiesbaden 1977) nachlesen!). Von diesen Nomaden abgesehen wird Badghis hauptsächlich von zumeist sesshaften Turkmenen und Chahar Aimaq bewohnt.

Durch seine relativ isolierte Lage im Nordwesten lag Badghis lange Zeit in einer Art totem Winkel Afghanistans - so blieb vor dem »Dreißigjährigen Krieg« der Abschnitt der großen afghanischen Ringstraße zwischen Herat und Maimana durchweg unbefestigt, erst in den letzten Jahren wird die Strecke erstmals asphaltiert. Der Abgelegenheit war es auch geschuldet, dass in Badghis fast unbemerkt von der Weltöffentlichkeit im Winter 1970/71 nach einer katastrophalen Dürre rund 50000 Nomaden verhungerten... Nothilfe kam erst verspätet aus Kabul, was seinerzeit auch zu einem drastischen Popularitätsverlust des Königs und letztlich zum Sturz der Monarchie im Jahr 1973 beitrug.

In den vergangenen Jahren war es auch in Badghis hin und wieder zu Taliban-Angriffen gekommen, wenn auch nicht annährend in dem Maße, wie es aus den Südprovinzen bekannt ist. Anfang dieses Jahres (2009) kam es schließlich zu Verhandlungen zwischen der Karzai-Regierung und den dortigen Rebellenkommandanten, seither hat sich die Lage dort entspannt. Trotzdem ist wohl nach wie vor von Reisen durch Badghis eher abzuraten (wenn man denn schon unbedingt nach Afghanistan will).

Auf dem Hippie-Trail der 60er und 70er Jahre spielte Badghis - eben aufgrund der damals schlechten Straßenverhältnisse - wie auch die Zentralroute über Ghor kaum eine Rolle, im Gegensatz zu Herat ist von einer blühenden Überland-nach-Indien-Kiffer-Szene in Bala Murghab oder Qal'a-ye Nau (sozusagen Hohenhuhnau und Neuenburg) nichts bekannt... aber das muss ja nicht so bleiben. Ich jedenfalls würde mich gerne mal in den Canyons von Gharjistan rumtreiben, die Bilder, die mir Bernt mal gemailt hat, sind beeindruckend...



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