Die Sagittarier vom dritten Planeten des Wonker-Systems hatten schon lange eine Aversion gegen Phlox. Es lag wohl daran, daß ihnen Phlox nicht nur aus den drei Öffnungen der oberen Körperhälfte wuchs, was ja normal war, sondern auch aus dem Klubis. Dazu muß man vielleicht wissen, daß der Klubis eines Sagittariers zu seinem Schambereich gehörte, diente er doch der akustischen Wahrnehmung!
Die Körperöffnungen der oberen Hälfte waren symmetrisch in einem Meridian kurz oberhalb der meist etwas ovalen mittleren Kugel (vielleicht vergleichbar unserem Hals) angeordnet, also nahe deren Schnittstelle mit der großen runden Kugel, die sozusagen »oben« war. Diese Kugel »Kopf« zu nennen, würde ihrer Funktion allerdings nicht gerecht werden, denn »oben« waren bei den Sagittariern die Organe des Stoffwechsels untergebracht.
Die Aussendung von Lauten, die in der Frequenz etwas oberhalb unseres Hörbereiches lagen, erledigte ein Sagittarier mit dem Prebesil, der »mittleren« der drei oberen Öffnungen. Die anderen beiden waren das Bafun und die Noltri, die in ein wenig vorgestülpten Hautfalten lagen. Das Bafun diente der Nahrungsaufnahme, die Noltri war der Ausgang zur Ausscheidung der Stoffwechselergebnisse.
Das Gehirn, oder was damit vergleichbar wäre, lag geschützt von einem gut gepolsterten Ring in der Mitte des unteren Teils des Sagittarier-Körpers. Und an einer Seite, die man die Vorderseite nennen könnte, lang besagtes Klubis auf einer Achse mit dem Prebesil.
Der langen Rede kurzer Sinn: Phlox im Klubis war absolut proff, es war sogar noltriproff, was sich vielleicht annähernd mit »Oberkacke« übersetzen ließe.
Niemand von uns kann genau sagen, wann diese Aversion gegen das Phlox eigentlich unter den Sagittariern aufkam, denn sie kümmerten sich nicht um Geschichte oder historische Aufzeichnungen. All unsere Informationen stammen aus der Analyse ihrer Kommunikation, die eine auf ihrem Planeten gelandete Forschungskapsel akustisch aufgezeichnet hatte, bevor die Sagittarier abrupt ausstarben.
Auch deshalb sind wir in unseren heutigen Forschungen nicht viel weiter gekommen. Alles, was als gesicherte Erkenntnis gelten kann ist, daß sich die fast ausschließlich als Paar lebenden Sagittarier in ihre Höhlen zurückzogen, sobald bei einem von ihnen etwas Phlox im Klubis zu sehen war. Unsere Vermutung geht dahin, daß sie sich den Phlox gegenseitig ausrupften, da sie keine Werkzeuge kannten.
Die Ursache des plötzlichen Aussterbens der Sagittarier bringen einige Forscher mit der Landung der Forschungskapsel selbst in Zusammenhang, weil diese - was unglaublich erscheinen mag - fast genauso aussah wie ein Sagittarier: Ein Gebilde aus zwei großen und einer kleinen mittleren Kugel, unten mit einem Ring versehen, der die Bremstriebwerke beherbergte.
Andere Kollegen meinen, die Sagittarier hätten erst nach der Landung der Kapsel versucht, ihr eigenes Aussehen dem des aufgetauchten Fremdkörpers anzupassen und sich dabei physisch so sehr verausgabt, daß sie reihenweise starben.
Wir werden die Gründe für das Ende der Sagittarier nie wirklich klären können, jedoch hat die Allianz der Systeme der nordwestlichen Galaxis beschlossen, vorerst keine Expeditionen mehr zu neuen Systemen zu starten. Ich werde mir nun wohl einen neuen Beruf suchen müssen, da ich promovierter Exobiologe bin und diese Qualifikation künftig nicht gerade gefragt sein dürfte.
|