Wer von der Autobahn auf die Raststätte abfährt, ist auch ein Abfahrer, wobei das ja übertrieben scheint, so ein Substantiv wie ein Beruf, ja wie eine Berufung, eine herausragende Qualifikation, und das nur, weil man abfährt von der Autobahn. Aber das darf man gar nicht verharmlosen und kleinreden, wie man überhaupt mit dem Kleinreden sich furchtbar irren kann, weil man den Dingen nie ihr Gewicht ansieht, das ein großes sein kann für jemanden, dem man nur ein Unrecht antut, wenn man ihm die Schwergewichte seines Lebens null und nichtig reden will, während das doch vielleicht nur ein Zeugnis des eigenen zu grässlicher Nüchternheit heruntergekommenen Verstandes ist, der das ohnehin schon Kleine, aber für den traurigen Fremden neben einem so unbegreiflich Wichtige, noch kleiner machen will, was ja gar keine Kunst und so verwerflich ist, wie den Kindern heimlich nachts am Strand die Sandburgen zu zertreten, statt vielmehr den gewaltigen Strom des Irrtums, der Aufgeblasenheit und der versteckten und allseits sanktionierten Gier nach Geld und fetter Wohlstandsmacht mit fürchterlichen Argumenten zu Brei zu reden. So wird die Abfahrt zu einem von langer Hand geplanten Höhepunkt, immer nur fahren und fahren und die Uhr im Nacken und das Rasen hin auf einen Zeitpunkt, der einem das Essen raubt, und wieder fahren, bis es dunkel wird und dunkler und dann die Raststätte in 60 km, 40 km, 20 km, Steigerwald mitten in der Bundeswehrkolonne, die auch abfährt zusammen mit dem Abfahrer mit System, was Schlimmes befürchten lässt, Schlangen und Warten an der Schnitzeltheke, Einreihen zum Pinkeln. Aber nein! Die Soldaten tauchen einfach aus dem Dunkeln nicht mehr auf, völlig unlogischerweise, und man steht in der schlecht geheizten Raststätte und sieht völlige Leere. Es ist spät. Der Raststättenoberwirt hat ein lautes Organ, vielleicht zu laut, vielleicht Ursache der Leere, wie schnell wird ein Abfahrer zum Auffahrer, das scheint ihm nicht klar oder gleichgültig zu sein; er redet für denjenigen, der den Kontext nicht kennt, unverständlich mit jemandem, der sich unsichtbar in der Küche befinden muss, bis er plötzlich den Gast sieht und einen ebenso lauten Dienstbarkeitsalgorithmus aktiviert, der einem Furcht und Schrecken einflößt und nur noch ganz schnell »Schnitzel, Fritten, Malzbier« stammeln lässt, bevor man sich in der einsamen Raststätte an einen einsamen, schlecht beleuchteten und zugigen Tisch setzt, nicht ohne vorher zu fragen, wie lange denn man dort wohl wird sitzen müssen, bevor der laute Wirt das Essen bringt. »5 Minuten!« Und er gestikuliert eifrig herum und rudert beunruhigend mit den Armen und will mit Lautstärke gute Laune machen, was aber doch offensichtlich angesichts der Leere misslingt, denn gerade haben wieder Gäste kurz hineingesehen und auf dem Absatz kehrt gemacht, also im Prinzip ruiniert er den ganzen Laden, das ist ja deprimierend, der Umsatz geht in den Keller, die Zukunft der Angestellten ist schon halb am Arsch, einem ist gruselig in der lauwarmen Bude und man weiß, dass auf dem Weg zum Parkplatz minus 15 Grad lauern. Es dauert dann nur 3 Minuten, er ist stolz, Malzbier schon halb geleert, Fritten fettig, Schnitzel, oben drauf geschmissen, schmeckt komisch, zweite Hälfte Malzbier hinterher, Tablett weg, Wiedersehen, raus, Parkplatz, einsteigen und wieder auffahren.
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