verlottert
Bewertung: 4 Punkt(e)Ich müsste aufräumen zwischen meinen vier Wänden. Seit Wochen graust mich davor und der hereinplätschernde Strom von Papieren, Zeitschriften und Krimskrams findet nicht mal mehr in den Standardecken und auf dem Tisch Platz. Alles ungelesen, muss ich ja noch, also lass ich es griffbereit, sag ich mir. Quatsch. Faulheit ist das, zu bequem um aufzuräumen, und unfähig zur Abokündigung, weil es nicht online geht, Schreibstück aufsetzen, formlos, Einschreiben, Einschreiben mit Rückschein, alles ungeklärte Fragen, die ich seit einem Jahr unbeantwortet lasse. Wer solche Probleme hat, kann sich begraben. Abonnieren geht online, kündigen nicht, das sind Systematiker und Unternehmer mit Pfiff. Überhaupt macht mich diese Wohnung nur noch nervös, die Aussicht auf den Vermietergarten ist ein Alptraum, ganz schrecklich im Sommer bei gutem Wetter, dann ist die wochenlange Blumen-, Wiesen- und Bänkchenwurschtelei im Gange. Heute ist wenigstens nur mäßiges Wetter, vielleicht gibt es noch Regen, heftigen, meine beste Verteidigung gegen die Umzingelung. Wenn nicht, müsste ich rausgehen in die wunderbar gleichgültige Natur, oder so. Und umziehen müsste ich, leider müsste es sich bei vernünftiger Überlegung um das Sauerland handeln, schlimm genug, wenn auch nicht gerade Lüdenscheid, das mit den drei Autobahnausfahrten, es muss eine gewaltige Stadt sein. Aber ich bilde mir ein, da regnet es immer, so egal sind mir Wetterstatistiken nicht. Es muss was passieren, ja, ich fühl mich krankkrankkrankkrankkrankkrank. Mir könne die Feindseligkeit des Alltags durch zähe Übung nichts anhaben, sag ich mir. Das dies wahrscheinlich auch noch wahr ist, ist das Problem, genauso wie mit dem Aufräumen und der Unordnung. Das ist Fakt und Selbstmitleid, beides abscheulich.