röchelnd
Bewertung: 1 Punkt(e)
Das Röcheln
des sterbenden Kosmonauten
Zwei italienische Funkbegeisterte hörten Ende der 50er-Jahre die ersten Satelliten und Raumfahrer mit einer selbstgebauten Anlage ab. Entdeckten sie dabei gescheiterte bemannte Missionen der Russen? Und welche Geräte brauchten sie dazu?
Zu Beginn der 60er Jahre konnte man auf einem Hügel in der Nähe von Turin zwei junge Männer beobachten, die sich an einer riesigen, spinnennetzförmigen Antenne zu schaffen machten. Mit einer Ausrüstung, die sie im Wesentlichen selbst hergestellt hatten, fingen die seit ihrer Kindheit film- und funkbegeisterten Brüder Achille und Giovanni Battista Judica Cordiglia die Signale auf, die von den ersten Satelliten und Raumschiffen aus dem Weltraum gesendet wurden.
Nun ist es gar nicht so gerne gesehen, wenn jemand nicht für die Allgemeinheit bestimmte Sendungen abhört. Früher war es in Deutschland sogar klar verboten! Doch es ist natürlich technisch reizvoll - und manchmal auch gar nicht beabsichtigt.
Ein israelischer Funkamateur vereitelte so beinahe 1977 die Beendung der Entführung der Lufthansa-Maschine “Landshut”: Er hatte die Pläne, das Flugzeug von der neu gegründeten Anti-Terror-Einheit “GSG9″ stürmen zu lassen, auf Kurzwelle mitgehört und “vertraulich” einigen Tageszeitungen gemeldet, die diese Nachricht nicht vor Durchführung der Aktion bringen sollten, woran sich aber nicht alle hielten.
Die beiden Italiener horchten dagegen Ende der 50er-Jahre ins All. Nicht nach Aliens, sondern nach den ersten vom Menschen dort ausgesetzten funkenden Objekten. Seitdem 1957 der Satellit “Sputnik I” auf die Erdumlaufbahn gebracht worden war, arbeiteten die USA und die UdSSR vor dem Hintergrund ihres Wettstreits um die technische und ideologische Vorherrschaft an der Verwirklichung eines neuen Ziels: einen Menschen in den Weltraum zu schicken.
Achille und Giovanni Battista Judica Cordiglia mit ihrer Funkanlage, die sie im Wesentlichen selbst hergestellt haben.
Nach Sputnik I und Sputnik II, einige Wochen vor Juri Gagarins historischem Flug ins All, den sie auch auf ihrer Anlage empfingen, hörten die beiden jungen Italiener in einer Februarnacht des Jahres 1961 nun angeblich etwas ganz anderes als das Sputnik-Gepiepse, das ihnen mittlerweile vertraut war: Die Töne, die sie dort auffingen waren das angstvolle Atmen von jemand, der schlecht Luft bekam, und es wurde begleitet vom heftigen, unregelmäßigen Herzschlag eines Sterbenden.
War etwa schon vor Gagarin ein unbekannter sowjetischer Kosmonaut in den Weltraum geflogen, in einer geheim gehaltenen Mission, von der er niemals zurückkehrte? Auch einen SOS-Ruf aus dem All wollen die beiden Funker empfangen haben - und einen Funkspruch einer Kosmonautin, die in ihrer Raumkapsel verglühte. Wieviele Kosmonauten starben unter strenger Geheimhaltung?
Heute blicken Achille und Giovanni Battista Judica Cordiglia etwas ängstlicher nach oben als zu den Zeiten ihrer Weltraum-Empfangsanlage “Torre Bert”
Ein spannender, sehenswerter Film berichtet aus den Zeiten des kalten Krieges und zeigt, was zwei Geeks mit Hobbymitteln so möglich war, auch wenn die Anlage im Laufe der Zeit in einen alten deutschen Bunker wanderte, “Torre Bert” genannt wurde und größere Antennen verpasst bekam. Manches allerdings dürfte “Funkerlatein” sein: Zwar starben einige der ersten Raumfahrer, doch nicht röchelnd am Mikrofon. Heute können Funkamateure jedoch sogar ihre eigenen Satelliten bauen und benutzen.