Jura

Jura wird von Leuten studiert, die seltsamerweise immer von sich behaupten »kein typischer Jurist« oder »keine typische Juristin« zu sein. Ich bin übrigens auch so einer. Typische Juristen sind also meiner Meinung nach Leute, die etwas verklemmt, ein wenig spießig, meist (vermeintlich) gut und teuer gekleidet sind und die zu jedem Satz, den du sagst, einen Paragraphen samt jeglicher Kommentierung dazu aus dem Hut zaubern können. Und die zum Lachen in den Keller gehen. Untypisch ist ein Jurist, der so ist wie andere Menschen auch. Aber: Das ist nur meine unwesentliche Meinung. Grüße übrigens an Kai, der auch Jurist ist und der zumindest bis vor einiger Zeit noch zu den eher untypischen Exemplaren dieser Art zählte. Aber ich habe eben schon lang nix mehr von ihm gehört - vielleicht hat er das Lager gewechselt? Ich selbst bin bei der Akademischen. So, das war´s.

Das Miozän ist ein völlig vernachlässigtes Erdzeitalter. Alle wollen immer nach Jura, Trias, Kreide, aber das Miozän mit seinen gleichfalls putzig auszusprechenden Kompagnons Eozän und vor allem Pliozän wird links liegen gelassen. Dabei war das eine schöne Zeit, man tritt nicht mehr dauernd in Saurierkacke, tolle Sedimentablangerungen begründen Ungarn, in den Meeren schwimmen noch nicht diese ekligen Plastetüten rum, warm ist es auch noch, keine Landbrücken zwischen Nord– und Südamerika, die eine Durchquerung des mückenverseuchten Panamakanals notwendig machen würden - paradiesische Zeiten. Aber kann irgendein Kind die wichtigsten Leitfossilien aufzählen? Miozän, die vergessene Zeit, brachliegende Spielwiese weniger Tertiär–Freaks.

Anläßlich unseren morgigen ersten 'Hochzeitstages' haben wir uns heute eine ufoeske Kaffeemaschine gekauft, deren bereitgestellte Möglichkeit der Internetupdate–Fähigkeit kraft eines separat zu erwerbenden 'Connectivity-Kits' mir schon bei der fernmündlichen Anpreisung dieses Geräts wie der Gipfelpunkt der Dekadenz vorkam. Die angepriesenen 36 Kaffeebereitungsmöglichkeiten entpuppten sich in praxi jedoch als ein rechter Bauernfang, da sie meines Erachtens nur aus 3X3X4 Varietäten, nämlich Kaffee schwach normal stark, große mittlere kleine Tasse und bis zu vier sich mir noch nicht erschlossen habenden Bereitungsformen zwischen Espresso und Milchkaffee bewegen. Binnen einer Stunde haben wir uns mit der Bedienung dieses extrem fordernden Gerätes vertraut gemacht, mein Plädoyer, die enterprisehaft blinkende LCD–Bedienungsleiste auf die rätoromanische Sprachfamilie umzupolen wurde, wie nicht anders zu erwarten abgeschmettert, und die Unmengen an EspressI und Kaffee bedingen, daß ich noch jetzt kokshaft geweiteter Pupille hier sitze und versuche, meine eher ambivalente Begeisterung für dieses Gerät in blastergerechte Formen zu pressen.