dunkle-Materie
Bewertung: 7 Punkt(e)Unter einer gewaltigen Federbettdecke, nachdem das Licht ausgeschaltet war, die Augen sich an die Dunkelheit und das schwache Restlicht gewöhnt hatten, das durch die Jalousien diffus hereinfiel, und als die Müdigkeit die Wirklichkeit erst halb hatte verschwinden, aber den Schlaf noch nicht ganz hatte beginnen lassen, fiel manchmal ein letzter Blick in die schattige Kante der Wand über dem Fenster. Wahrnehmung und das schläfrige Bewusstsein davon, dass die Welt an dieser Wand nicht zuende war, vermischten sich und liessen plötzlich die Mauer sich auflösen. Dahinter waren bewegte Äste eines Baums, der sich an der Fassade des Hauses erhob, der Giebel des gegenüberliegenden Daches mit seinen Schornsteinen, und dahinter nur der schwarze Himmel mit vereinzelten hellen Sternen. Der Himmel aber war das Weltall und die Sterne keine Punkte auf einer entfernten Fläche, sondern große Kugeln, die sich näherten und näherten, bis sie wie weiche Watte die Augäpfel füllten, sich in die Handflächen legten und die Finger sich spreizten und verkrampften unter dem Druck ihrer wachsenden Ausdehnung. Manche Sterne waren schwarz, unsichtbar und nur zu spüren, als sie das Fleisch zu durchdringen schienen und ihre Fülle es aufblähte wie anschwellende Muskeln. Als sie begannen, das Schlucken durch die Kehle zu behindern, riß ich eine Hand über mich und schaltete das Licht an. Ich griff tief ins Kopfkissen und ballte die Hände krampfhaft zu Fäusten zusammen. Lange ließ ich das Licht an und blieb wach.