berüchtigt
Bewertung: 3 Punkt(e)Mit Schützenhilfe der Springer–Kamarilla, Berufsopfern beider Seiten und einer Menge rechtspopulistischem Engagement feiert in diesen Tagen der Leichnam RAF anlässlich der Freilassung von Brigitte Mohnhaupt seine Wiederaufstehung. Davon bleibt auch meine Wahrnehmung nicht unverschont: Vorhin bei einem Hundespaziergang bin ich an einem Kiosk vorbei gekommen, an dem drei Frauen Mitte 50, ernst, aber in grimmiger Feierlaune vermutlich um Schnaps anstanden, heute ist immerhin Altweiberfastnacht. Ob es die sachlichen Haarschnitte der drei Grazien waren, eine insgesamt kalkuliert wirkende Achtlosigkeit modischen Trends gegenüber oder die (noch) nüchtern–entschlossene Art, ich dachte bei mir: »Das könnten eigentlich Mohnhaupt, Viett und Proll sein...« Andererseits stehen Damen dieses Alters, glaubt man den Büttenredner und Stammtischkomikern quer durch die Länder und Jahrzehnte, ohnehin unter einer Art Terror–Generalverdacht. Die Ehe ist eine Massenbewegung wie sie die Rote Armee Fraktion niemals geworden ist, und die Zahl von überschlägig 50 Toten summiert sich schon aus der monatlichen Addition der Opfer von Beziehungstaten, wie man sie in einer handelsüblichen Tageszeitung aufgelistet finden kann (von den unbeteiligten Opfern, oft Kinder, ganz zu schweigen). Trotzdem werden wir noch lange auf Kampagnen vom Schlage 'Keine Gnade für Standesbeamte' warten müssen.