Urahnen
Bewertung: 3 Punkt(e)Hurra, ich habe einen Schriftsteller zum Urahnen! Nicht mein Haikus und Limericks drechselnder hochbetagter Onkel, der seine Produkte in durchaus fingerleckerischer Qualität gedruckt in Hundertstückauflagen gegen Eigenbeteiligung auf den Markt zu werfen pflegt, ist gemeint: nein, mein Schwager ist unter die Ahnenforscher gegangen, und hat den Stammbaum auch meiner Familie minutiös bis in Wallensteins Zeiten rekonstruiert. Größtenteils sind die zutage geförderten Ergebnisse wenig spektakulär; auffällig höchstens die Häufung von Bergleuten und Förstern, praktisch ausnahmslos in einem vergleichsweise kleinen Radius zwischen Siegerland, Sauerland und dem Wittgenstein, mit Wurzeln im Hessischen, soso; aber zumindest einer dieser Vorfahren hat sich auch schreibend verewigt: ein gewisser Johann Georg Mengel (ein Familienname, der mir in Hinblick auf gewisse kriminalmedizinische Konnotationen zum Glück erspart geblieben ist), ein 1805 geborener Bürger mit ansonsten wenig erforschtem Lebenswandel, veröffentlichte 1844 ein Buch mit dem Titel: 'Johann Georg Mengel, der bekehrte Branntweintrinker - Eine wahre Lebensgeschichte von ihm selber zur Warnung und Bekehrung an das Licht gestellt'. Das finde ich schon schön, daß sich diese Trias aus Sucht, Bekenntnishaftigkeit und moralischem Impetus über die Generationen fortgetragen hat; von Mengels Buch ist leider kaum eine Spur in den Weiten des Bücherozeans geblieben, antiquarisch ist es nicht auffindbar. Dennoch, Johann Georg, habe ich das Gefühl, daß wir weit mehr gemeinsam haben als nur die Region unserer Geburt und die Taufkonfession, ich werde dich im Auge behalten.