Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Totalitarismus«
Nils the Dark Elf schrieb am 12.4. 2002 um 19:09:39 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Demnächst kommt der mediengesteuerte Konzern-Totalitarismus, der aus dem Kapitalismus erwächst. Auf der Oberfläche dürfen vielleicht noch einige Nationalstaaten Politik spielen.
Liquidationsdefensive schrieb am 6.10. 2003 um 23:25:58 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Die ideologischen Klassiker des Totalitarismus sind wahrscheinlich Platons »Politeia« und »Nomoi«. In ersterem Buch steht auch das Höhlengleichnis, das in der Regel eher als erkenntnistheoretisches Modell denn im Zusammenhang mit politischer Philosopie zitiert wird. Platon hat das Höhlengleichnis allerdings vermutlich nicht ohne Grund in sein Hauptwerk zur Politik aufgenommen, denn die Idee des Guten gilt ihm als Leitfaden für jeden Politiker: Derjenige, der sie am besten kennt, muss alle anderen anleiten, und gegen diejenigen, welche jene Idee und den obersten Staatsmann nicht verstehen und nicht willig sind, ihm zu folgen, ist es rechtens, Gewalt anzuwenden, weil sie das Gemeinwesen und das Wohl aller gefährden. War Platon nun ein Arschloch? Ja, weil er die menschliche und durchaus individuelle Vorstellung von Gut und Böse verabsolutiert und daraus Konsequenzen im Hinblick auf Pflicht und die Einschränkung von Freiheit gezogen hat. Ein kleines Nein, weil er sich intensiv mit dem Problem auseinandergesetzt hat, dass die Gewalt vom obersten Staatsmann missbraucht wird und er das Gute nicht kennt oder nicht will. Es gab natürlich keine Lösung für das Problem, weil jede Instanz, die über Gut und Böse entscheidet, von allen, über die sie herrschen soll, wieder in Frage gestellt werden kann, der in Frage Stellende aber auch wieder angezweifelt werden kann, usw. ad infinitum. Jede Teilung der Gewalt verschiebt die Herrschaft nur von einem einzelnen auf eine Gruppe, welche bei maximaler Ausdehnung »die Mehrheit« heißt. Die Kompetenz jeder Gruppe kann aber nach dem gleichen Schema wieder von einer anderen Gruppe in Frage gestellt werden. Gibt es ein Wahlrecht, verschiebt sich die Macht nur unter Umständen von einer Gruppe auf die andere; Gruppen, deren Interessen verletzt sind, bleiben immer übrig. Die »Grundrechte« geben die Interessen einer - vermeintlich - besonders großen Mehrheit wider, die aber nicht ausnahmslos alle umfassen muss. Sofern also immer nicht alle darüber bestimmen, was alle machen sollen, ist jede politische Ordnung totalitär; es gibt nur graduelle Unterschiede, wenn auch wesentliche. Anarchie wäre das beste, sofern ich nicht von einem anderen erschossen werde, andernfalls bin ich dem bewaffneten Verteidiger, der wiederum Gewalt gegen meinen Angreifer ausübt, dankbar. Gäbe es keinen politischen Totalitarismus, bliebe jedoch immer noch ein Totalitarismus der Ökonomie, der Information, der Nachbarschaft, der Arbeit, der Lebenswelt, etc., die nur ein wenig geringeres Übel sind. Der Totalitarismus bleibt daher ein lebenslanger Begleiter und Feind auf allen Ebenen.
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