Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Strassenbahn«
jiak schrieb am 7.4. 2010 um 02:50:42 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Ich sitze etwas zusammengepfercht direkt an der vollgetagten Fensterscheibe, ein rosaner Kaugummi klebt breitgeschmiert am überflüssig gewordenen Aschenbecher. Neben mir ein alter Mann in grauem Anzug, seine Haare sind tranig weiß, durchdrungen von gelbem Schimmer. Er stinkt nach Urin und Ohrenschmalz. Mir gegenüber ein junger Vater mit Kinderwagen, worin ein rotbackiges Kind schlummernd seine Plüschgiraffe mit der kleinen Faust fest umklammert. Der Vater plaudert mit einer Bekannten, die er wohl zufällig hier getroffen hat, angeregt über Erziehungsfragen. Die Frau, in Bürooutfit mit Laptoptasche auf dem Schoß, sitzt mit gerade aneinandergestellten Beinen an der anderen Fensterseite. Mit müdem Blick horcht sie dem eifrigen Vater und immer wieder senkt sie liebevoll den Blick in den Kinderwagen. Der Redefluß dieses Mannes ist reißend, er erzählt von Lukas´ Aufenthalt bei den Großeltern. Wie er mit dem Traktor, den er zu Weihnachten bekommen hat, die mit kleinen, weißen Kieseln belegte Einfahrt von Opa gepflügt hat und wie dann zwei Tage später zu Hause einer dieser Kiesel in der Windel wieder auftauchte... Das Handy der Frau klingelt. Mit flinken Handgriffen nimmt sie das Gespräch mittels dem schon am Ohr befindlichen Headset auf. In seinem Redefluss unterbrochen, wendet sich der Mann herum und beginnt in einer Stofftasche zu kramen. Lukas ist wach geworden und bekommt einen Zwiback. Herr Zipfelgold neben mir ist eingeschlafen und verströmt einen gärigen Atem, so dass ich froh bin bei nächsten Station auszusteigen. Ich rangiere an der grauen Hose und dem Kinderwagen vorbei und hole tief Luft, als ich aussteige.
Xochipilli schrieb am 5.10. 2004 um 02:03:23 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Die Straßenbahn fährt nachts, auch nachts, ich weiß das, meinem Fenster gegenüber nämlich ist der Straßenbahnhof, das Depot, trostlose Großstadtgemütlichkeit. Mit Blick auf den künstlich erleuchteten Hof lese ich Rilke, um dabei Erleuchtung zu erlangen, die mich in meine Jugendzeitschwärmereien zurückführt. Konstanze weiß darüber einiges, ihr schrieb ich einen Monat lang oder länger jeden Tag einen Brief, jeden Tag, und es waren lange Briefe. Ich blieb bis nachts um drei Uhr auf, schrieb chinesische Märchen, Gleichnisse meiner Verliebtheit, brachte sie dann mit dem Fahhrad zu einem Briefkasten, der noch in derselben Nacht geleert wurde, damit die Post innerhalb Leipzigs den Empfänger noch am selben Tag erreichte. In der Hochschule sah ich Konstanze dann und konnte die Reaktion auf mein Geschriebenes ihrer Stimmung entnehmen, dem Blick, den sie mir zuwarf, der Art, wie sie ihr Haar trug, ihr schönes braunes Haar.
Ich schrieb jeden Tag einen Brief, mehr als einen Monat lang. Als ich damit aufhörte, begann Konstanze, die Briefe zu vermissen.
Heute, neun Jahre danach, wenn ich in der Straßenbahn sitze, denke ich, manchmal, an Konstanze.
Nils schrieb am 9.5. 2001 um 17:41:25 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Auch nach der neuen Rechtschreibung heißt das immer noch »Straßenbahn« - denn das »a« in Straße ist lang!
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