Sexuelle-Perfektion-der-Präadamitischen-Sultane
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Hyper - Ekstase: zwei Wege dorthin. Zwei Hieroglyphen: der geflügelte Schädel, die Zwillingsfrucht.
Die Zwillingsfrucht-Hieroglyphe wird heute als menschlicher Tessarakt-Zwilling interpretiert. Das bedeutet: nach der Befruchtung vollzieht sich die erste Teilung der Eizelle im Unsichtbaren. Im Unsichtbaren wächst ein Zwilling heran, dergestalt, daß jeder Mensch mit diesem unsichtbaren Geschwister nicht, wie bei siamesischen Zwillingen, an einer Stelle, sondern an jedem Teil seines Körpers, sei es innen oder außen, verbunden und verwachsen ist.
Man unterstellt den Präadamiten, daß sie davon eine schattenhafte Ahnung hatten und ernsthaft versuchten, sich von diesem unsichtbaren Doppelgänger zu befreien. Nicht, um sich restlos von ihm zu befreien, sondern um, wie es heißt, ihn »als Geliebten zu gewinnen«.
Daß Frauen ebenso eine Geliebte gewinnen wollten, ist nicht überliefert. Es mag sein, daß nur Männer zu dieser langwierigen und schmerzhaften Prozedur bereit waren oder daß überhaupt nur Männer einen unsichtbaren Blutsbruder sich vorstellen und wünschen mochten.
So schmerzhaft diese jahrelange asketische Übung für den Adepten war, so lustvoll wurde sie gegen Ende, wenn die Teilung fast vollzogen war. Es kam darauf an, die restlose Trennung zu verhindern und an den Geschlechtsteilen, und wiederum nur an gewissen Stellen der inneren Geschlechtsorgane, verbunden zu bleiben. Die höchste Kunst war, die allerletzte Trennung zu verhindern. So erlangte man eine Tage und Wochen andauernde Ekstase. Dann war der Adept (und gewiß auch sein unsichtbarer Bruder) verhungert und verdurstet, denn die Ekstase erlaubte keinerlei vernünftiges Handeln mehr. Rissen sich beide in der Ekstase doch auseinander, dann mochte der Adept (und wer weiß, auch sein ebenso verwaister Bruder) zwar noch lange weiterleben.
Denn, es hatten in den Jahren der langsamen Trennung die Zwillingsbrüder begonnen, sich zu unterscheiden, es hatte eine unterschiedlich geartete wechselseitige Neugier, ein immer brennenderes Verlangen nach dem immer fremdartigeren Bruder sich entwickelt, der, wenn auch unsichtbar, wenn auch getrennt, immer noch nahe genug blieb, um gerade dort, wo die frischen Schnittflächen waren, als anderer fühlbar, als anders denkender wahrnehmbar zu werden.
In der Ekstase losgerissen, vom geliebtesten Wesen so plötzlich für immer getrennt, rannte der Adept besinnungslos umher, um nach dem anderen Selbst vorn, hinten, links, rechts, oben in der Luft zu tasten, unten im Sand vergeblich zu wühlen. Geschulte Diener mußten ihn gewaltsam einfangen und fesseln. Dann wurde er ernährt, mit Opiaten zur langsamen Erholung in eine wiederum unsichtbare, aber nähere Welt geführt.
Mochte er also weiterleben, traurig masturbieren, von dieser Welt hatte er Abschied genommen.