RonaldReagan
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aus »junge welt« vom 18.11.99:
An einem exemplarischen Fall schilderte Professor Hans-Dieter König (Frankfurt am Main) die medialen Großinszenierungen der heutigen Politik: »Ronald Reagan als Westerner«. Vom Nachruf auf John Wayne 1979 bis zum Abschuß libyscher Flugzeuge im Januar 1989 habe Reagan auf den bebilderten Westernmythos der USA gesetzt - der Kampf gegen »das Böse« in der Welt als Fortsetzung des Kampfes gegen Indianer und Wildnis. Die Welt sei lediglich Bühne für den Kampf des Cowboys: Wie Gary Cooper in »High Noon« allein, ohne Hilfe der Bevölkerung, die Killer erschießt, ließ Reagan als Vergeltung für das Attentat auf ein PanAm-Flugzeug, das im Dezember 1988 beim schottischen Lockerbie abstürzte, libysche Kampfjets abschießen, obwohl er nicht mehr im Amt war. Alle widersprüchlichen Bestandteile des Westernmythos (Sehnsucht nach dem einfachen Leben; »nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer«; der freie, weil angeblich menschenleere Westen) ließen sich auch in den Inszenierungen Reagans nachweisen. König kam zu dem Schluß, daß deren Hintergrund totalitäre Ideologien bilden, die nicht nur bloße Herrschaftsmittel im Sinne des klassischen Ideologiebegriffs seien. Rationale und irrationale Verhaltensweisen gingen ineinander über: Mit der Verteufelung der UdSSR habe Reagan seinerzeit von der Demontage des Sozialstaates abgelenkt. Das Unbehagen in der Bevölkerung über letzteres habe seine Popularität nicht geschmälert. Analog habe sich die deutsche Bevölkerung bei der Wahl Hitlers verhalten