Romina
Bewertung: 1 Punkt(e)Romina ist Anfang Dreissig und eine sehr schöne, sportliche Frau. Sie ist mittelgroß, und hat eine gute, kraftvolle Figur - jogging und fitness sieht man ihr an - ebenso, wie sie aus dem Leim gehen wird, wenn sie mal nicht mehr jeden Morgen 12 km läuft. Bemerkenswert ist ihr großer, wohlgeformter Busen. Sie ist fest entschlossen, sich »unters Messer zu legen«, wenn er anfängt, zu hängen. Selbstverständlich ist sie unterhalb des Kinns völlig haarfrei und nahtlos braun - von der Sonne, aber sie »hilft etwas nach«, wie sie Augenzwinkernd zugesteht. Piercing und tatoos lehnt sie ab. Als Krankenschwester weiss sie, was das für Folgen haben kann. Ihre Kurzhaarfrisur ist mattschwarz gefärbt mit einem kecken roten Strähnchen an der Schläfe. Das sieht gut aus im Lederdress, den sie auf dem Motorrad trägt. Denn die Romina und ihr Freund, die sind biker. Die Romina fährt ne Honda Hornet, mit der sie ganz hervorragend zurecht kommt, keine Probleme hat, mit ihrem Freund mitzuhalten, der einen Harley-Chopper fährt. Sowas wäre ihr zu schwer - und zu unsportlich. Ihr Freund ist bodybuilder und sie haben sich in der Muckibude kennengelernt. Sexuell ist Romina »total aufgeschlossen« und bekennende Swingerin. Wir leben ja schließlich nicht mehr im Mittelalter, und »für sich als Frau« war sie es schuldig gewesen, auch mal alleine in den Club zu gehen, ohne ihren Freund, der das nach einigen Diskussionen auch eingesehen hat, warum das mal sein mußte. Aber richtig gut hat sie sich nicht gefühlt dabei. Es war aber gut, daß sie es mal getan hat. Aber man muß ja nicht von allem haben. Überhaupt gibt es da so Sachen - SM und so, Toilettensex - das ist für Romina der Inbegriff des Perversen, Abartigen und Kranken. Schwulen gegenüber ist Romina dagegen total offen, schließlich ist sie selbst bi, womit ihr Freund ja auch keine Probleme hat, obwohl er selbst nicht bi ist, aber mit Schwulen auch keine Probleme hat. In der Muckibude schwirren ja genug rum. Sie gehen am Baggersee auch immer in die schwule Ecke und haben da sogar ein schwules Paar kennengelernt, mit denen sie auch ganz normal ausgehen zum Italiener oder auch mal zum Hopsen in die Disco und wenn sie was von Homophobie mitkriegt, die Romina, dann fährt sie ihre Krallen aus. Romina ist sowieso auch gegen Ausländerfeindlichkeit und Neonazis, und dasse endlich die Atomkraftwerke abschalten, findet sie voll richtig und längst überfällig. Das der Strom jetzt ein bischen teurer wird, das ist so schlimm doch auch wieder nicht. Ein Kind ? OK, sie weiß, es wäre biologisch gesehen allerhöchste Zeit, wenn sie ... - aber nein, doch lieber nicht. Romina ist ehrlich: ihre Freiheit ist ihr viel zu wichtig und ausserdem hat ihre Großmutter Diabetes gehabt und sowas ist bekanntlich erblich, und es gibt genug Kinder auf der Welt, und sie hat über eine kirchliche Organisation eine Patenschaft für ein Kind in Burkina Faso übernommen, wo sie jeden Monat 25 € abdrückt. Nächstes Jahr wollen sie mal runterfliegen und es besuchen. Die Romina hat zwei Katzen, mit denen sie sich manchmal so endlos und genüsslich auf dem Teppich herumwälzt, daß ihr Freund am liebsten den Kopf schütteln würde - aber wehe, wenn er das tatsächlich tun würde. Weil Romina ist eine Katzenliebhaberin bis zum Anschlag, und schreibt immer wieder wütende Briefe über die rücksichtslosen Typen mit ihren Scheisskötern und der Hundekacke im Park an die Stadtverwaltung. Sie wählt meistens SPD oder Grüne, aber jeweils nach monatelangen, sorgfäligen Erwägungen und Diskussionen, weil die Romina ist auch politisch voll aufgeklärt und SPIEGEL-online ist die Startseite auf ihrem notebook. Man muß ja informiert sein, heutzutage. Und sie hat auch überhaupt kein Problem gehabt damit, den CSU-Kandidaten für das Bürgermeisteramt in ihrer fränkischen Kreisstadt zu wählen, weil er einfach der bessere Mann gewesen war. Daß mit der SPD-Kandidatin endlich mal ne Frau Bürgermeisterin geworden wäre, hätte sie zwar richtig gefunden, aber diese überdrehte Lehrerin konnte sie einfach nicht ab, hat ihr echt leid getan. Aber Emanzipation heißt für die Romina eben nicht nur Quoten, sondern vor allem, daß man Entscheidungen nicht aus geschlechtlichen Motiven heraus fällt, sondern ganz objektiv, wie sich das ja auch gehört.