Regeln

ich haette nicht gedacht, dass ich mich jemals zu einem stichwort wie »regeln« aeussern wuerde. aber jetzt bin ich dabei. und zwar: ich bin seit kurzem wieder single. nicht dass ich vergessen haette, wie es ist, alleine zu sein, aber ich denke, wir alle wissen, es hat auch manchmal seine guten seiten. so habe ich versucht, mich auf meinen weg einzustimmen. es klappte auch ganz gut, hier mal mit jemandem geflirtet und da mal gelaechelt.
bis an besagtem freitag abend dieser tolle typ da auftaucht, wir reden, flirten, tanzen... ich gebe mir muehe, ihn nicht zu kuessen (obwohl mir ein bisschen naehe und das gefuehl begehrt zu werden, gut tun wuerde), weil ich will ihn wiedersehen. interessant machen, dachte ich bei mir. es klappte auch, er wollte meine nummer. hurra, denke ich. er ruft mich gleich zurueck, damit auch ich seine nummer habe. was fuer ein gutes zeichen, was fuer ein gutes zeichen, schwirrt es in meinem kopf.
er schreibt noch in derselben nacht, dass es wunderschoen war, dass er mich wiedersehen will. ich vergesse wohl meine interessant-machen-taktik, und schreibe sofort zurueck (am naechsten morgen, als ich die nachricht gelesen habe). das geht ein bisschen hin und her, bis wir uns fuer den sonntag verabreden, einen kleinen ausflug zu einer alten burg, schlaegt er vor. ach, was springt mein herz, was bin ich nur ueberzeugt von der sensibilitaet und liebenswuerdigkeit dieses jungen mannes.
bis er mir einige stunden spaeter absagt, ohne grund, einfach so. aber wir koennen uns ja naechste woche treffen, er gibt mir bescheid...
er hat sich nie wieder gemeldet. ganz einfach, weil er sich nicht an die regeln gehalten hat. mir ist bewusst, dass wir alle gern spielen, dass wir dinge vortaeuschen, wir uns interessant machen. aber es geht dabei doch auch um respekt, auch wenn ich einen menschen noch nicht lange kenne, dann erwarte ich doch wenigstens ehrlichkeit, auch wenn das eine abfuhr ist.
leider ist er nicht der einzige da draussen, der sich so verhaelt (ich weiss, auch frauen machen es), aber waere es nicht schoen, wenn wir zumindest in dem moment, in dem wir uns einfach davonstehlen wollen, ein ehrliches »lebe-wohl, auf-nimmer-wiedersehen« von uns geben wuerden?!?

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Verhalten von denen, die die Regeln nicht kennen, und jenen die sie bewusst ignorieren oder umgehen?
Wer ist glücklicher? Was ist verzeihbarer?
Regeln wurden irgendwann von irgendwem aufgestellt, um das Zusammenleben oder -spielen zu erleichtern. Wer aufhört, darüber nachzudenken, warum er sie eigentlich befolgt, ist ein Sklave seiner Erziehung oder Gewohnheiten. Wer sie bricht um der Rebellion willen, ist destruktiv. Wer sie nicht kennt, ist ein Ignorant. Wer sie teilweise bewusst verweigert, ist ein Revolutionär, kreativ, ein richtiges Arschloch. - Falls das ein Kompliment gewesen sein soll, war es wohl zu subversiv.