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positiv bewertete Texte
Der erste Text am 25.10. 2003 um 23:35:56 Uhr schrieb
mcnep über Prägung
Der neuste Text am 22.12. 2018 um 06:54:16 Uhr schrieb
Schmidt über Prägung
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am 22.12. 2018 um 06:54:16 Uhr schrieb
Schmidt über Prägung

am 11.4. 2008 um 10:26:45 Uhr schrieb
Die Leiche über Prägung

am 7.11. 2007 um 01:36:11 Uhr schrieb
Snoopy über Prägung

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »Prägung«

mcnep schrieb am 25.10. 2003 um 23:35:56 Uhr zu

Prägung

Bewertung: 2 Punkt(e)

Heute mit meiner Mutter eine Fotokiste durchwühlt; Anlaß gab die Bitte eines angeheirateten Cousins, nach Bildern aus Schlesien zu suchen, da die Familie meines Angepartnerten etwa 5 Kilometer vom Wohnort meines Vaters gelebt hat, ein gruseliges Viehtreiberkaff, Einstraßendorf, Anfang der 90er des letzten Jahrhunderts erstmals geteert. Es ist mir ein Rätsel, wie ein äußerlich normal erscheinender Mittzwanziger ohne erkennbare körperliche und mentale Gebrechen ausgerechnet Ahnenforschung und Landsmannschäftliches zum Hobby erkiesen kann. Wäre aber immerhin lustig, wenn er herausfände, das Konrad und ich um drei Ecken verwandt sind.
Mutter und ich fanden dann auch einiges, Opa Julius vor seinem Colonialwarenladen, mein neugeborenes Väterchen auf dem Arm, die schwerkranken polnischen Zwillinge, die in den 90ern als Enkelgeneration im ehemaligen Elternhaus wohnten, hübsche kleine Ballettratten, leider todgeweiht blaß im Gesicht; den Namen ihrer besonderen Bluterkrankheit habe ich vergessen, aber vor ein paar Jahren kamen im Jahresabstand die polnisch geschriebenen Todesanzeigen. Im Boxformat geknipste Sonnenaufgänge, die ich nie gesehen habe, Zusammenrottungen von Familie, Taufen und Beerdigungen, Hochzeiten und Weihnachtsfeiern, manchmal altern die Gesichter der Männer schneller als ihre Anzüge. Lütt Martin als Cosmegenskinhead, Babys, denen ich jetzt Studienzuschüsse zahle, längst verblichene Wellensittiche und gefallene Großonkel, Krempeljeans, Stresemänner und Lycrapullover.
Mir wurde abwechselnd jung und alt beim Ansehen dieser Bilder, schlug jedoch das großzügige Angebot meiner Mutter »Nimm sie ruhig alle mit« - hoffentlich werde ich in 40 Jahren ähnlich wenig erinnerungssüchtig sein! - aus, und wählte neben den Bildern aus Breslau, Namslau, Ohlau, und wie die Orte der 'Wasserpolackei' noch so heißen, nur ein weiteres, das mich mit etwa 8 Jahren zeigt, dürr und mit einer Hornbrille verunziert, wie ich in unverhohlener Faszination die barocke Statur von Herbert Sch., einem engelsbärtigen Spezialdemokraten aus dem engeren Bekanntenkreis, anstarre. Das Bild sagt hat wenig Tiefenschärfe, wenn man es fotografisch betrachtet, über Prägung allerdings verrät mein halboffener Mund eine ganze Menge.

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