OpusDei
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Vor über 20 Jahren war ich mal mit einer ganz netten Frau bekannt - erzkatholisch, noch ziemlich jung, hatte aber schon 3 Kinder und noch weitere geplant, da Ehestand und Mutternschaft ja die schönste Erfüllung für eine Frau darstellten... hmmmnja, jedem das Seine.
Wie auch immer, sie bot mir an, sie doch mal zu einer der Werktags-Abendmessen zu begleiten, die ein bestimmter Geistlicher in regelmäßigen Abständen an ihrer Kirche zelebrierte und die angeblich eine Art von Offenbarung waren, ihren Aussagen nach ganz anders als das, was vom »regulären« Pfarrer wie gewöhnlich sonntags ablief. Sie schwärmte: »Er ist vom Opus Dei«.
Ich hatte damals keinen Schimmer von dem, was man dem Opus Dei nachsagte, nahm einfach an, es handele sich um einen von vielen Orden. Aber da sie mich neugierig gemacht hatte, ging ich halt mal mit.
Der Unterschied zu anderen katholischen Messen, die ich je mitgemacht hatte, bestand erstens aus der totalen Freudlosigkeit und Strenge der Angelegenheit: ohne Musik oder Gesang, kalt und eintönig, und ich hatte ein seltsam unbehagliches Gefühl, als säße ich auf einer Anklagebank. Der Priester war mittleren Alters, mit einem hageren, scharfen Gesicht, das ich kein einziges Mal lächeln sah. Und die relativ kleine Kongregation bestand ausschließlich - ohne Ausnahme - aus Frauen, die sowohl hingerissen als auch zum totalen Gehorsam bereit schienen. Einige knieten sich beim Gebet tief auf den kalten Steinboden, sogar ältere Frauen, denen es sichtlich Schwierigkeiten bereitete. So ungefähr stellte ich mir die Anhänger einer dubiosen Sekte vor - nur daß es sich in einer katholische Kirche abspielte.
Ich wurde zu weiteren Besuchen eingeladen, aber fand Entschuldigungen, und verlor hinterher auch den Kontakt zu jener Frau. Im Nachhinein kann ich nur sagen, daß es ein mulmiges Erlebnis war. Es war aber auch die einzige Begegnung mit dem Opus Dei, die mir je zuteil wurde.