Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »NIETZSCHE«
lutz schrieb am 4.3. 2002 um 10:46:06 Uhr zu
Bewertung: 7 Punkt(e)
Friedrich Nietzsche
Vereinsamt
Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, -
Wohl dem, der jetzt noch - Heimat hat!
Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt entflohn?
Die Welt - ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.
Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.
Flieg, Vogel, schnarr
Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! -
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!
Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schein, -
Weh dem, der keine Heimat hat!
ju schrieb am 28.11. 2001 um 21:20:30 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Nietzsche schreibt unterdessen eifrig Briefe an Lou und Rée. Sogar vor romantischen Klischees schreckt der verliebte Nietzsche nicht zurück, um Lou seine Leidenschaft zu offenbaren. In einem Brief Ende Mai 1882 aus Naumburg schreibt er: »... Die Nachtigallen singen die ganzen Nächte durch vor meinem Fenster. Rée ist in allen Stücken ein besserer Freund als ich es bin und sein kann: beachten Sie diesen Unterschied wohl! - Wenn ich ganz allein bin, spreche ich oft, sehr oft Ihren Namen aus - zu meinem größten Vergnügen!« Nietzsche ist sich offenbar bewußt, daß er in einem Konkurrenzverhältnis zu seinem Freund Rée steht, aber dieser Brief deutet zugleich eine Art Aufgabenverteilung innerhalb des Dreiergespanns an. Nietzsche möchte mehr als ein Freundschaftsverhältnis zu Lou: Liebender und Lehrender in einer Person, diese Rolle will Nietzsche vereinen. Dabei verliert Nietzsche aber nie seine philosophische Aufgabe aus den Augen: »Ich habe bisher nie daran gedacht, daß Sie mir «vorlesen und schreiben» sollen; aber ich wünschte sehr, Ihr Lehrer sein zu dürfen. Zuletzt, um die ganze Wahrheit zu sagen: Ich suche jetzt nach Menschen, welche meine Erben sein könnten; ich trage Einiges mit mir herum, was durchaus nicht in meinen Büchern zu lesen ist - und suche mir dafür das schönste und fruchtbarste Ackerland. Sehen Sie meine Selbstsucht!« schreibt er ihr am 26. Juni nach Stibbe in Westpreussen und lädt sie zugleich nach Tautenburg ein, um dort gemeinsam zu philosophieren. In Stibbe, im Hause der Eltern Paul Rées, war Lou inzwischen überaus gastfreundlich aufgenommen worden - Nietzsche hatte zwischendurch Mitte Juni vergeblich versucht, Lou im Grunewald zu treffen, um sie vor ihrem Besuch Rées noch einmal sprechen und sich ihrer versichern zu können. Trotz ihrer Absage reist Nietzsche spontan nach Berlin, um Lou noch auf dem Anhalter-Bahnhof abzupassen.
Höflich schrieb am 30.11. 2011 um 11:29:59 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
'abgedroschene Phrasen', so ein anderer Beitrag, beschreibt es ganz gut. Ein hypochondrischer Querulant, der dann auch noch das Pech hatte, vollgültig wahnsinnig zu werden.
Nahezu unerklärlich, nein, im Grunde sehr folgerichtig ist meiner Meinung nach Nietzsches breite Wirkungsgeschichte bei der gleichzeitigen, weitreichenden Substanzlosigkeit seines Werks. Nietzsche war der Meinung, dass man Bücher ganz, ganz genau lesen müsste, deshalb - und wegen seines mysteriösen Augenleidens - hat er irgrndwann beschlossen, pro Jahr nur noch ein Buch zu lesen. Aber dafür ganz genau. Okay.
So kommt es auch, dass er, als selbsternannter Philosoph, mit Spinoza das erste mal mit Mitte dreißig Bekanntschaft macht! Bei seinen eigenen Büchern könnte man vielleicht noch für das erste (Geburt der Tragödie...) teilweise 'genialische' Züge geltend machen. Der Rest besteht aus Aphorismensammlungen die sich über Allgemeinplätze hermachen, die Nietzsche selbst größtenteils aus der entstehenden, 'völkischen' Diskussion entleiht, ergänzt um ein paar launische Betrachtungen.
Die Gnade die seinem Erbe zu Teil wurde, nicht per se und en bloc in den völkischen Diskurs eingemeindet zu werden, hat er im übrigen auch wieder allein seinem Querulantentum zu verdanken. Für das Deutsche Reich (und somit die Deutschen) konnte er nicht sein, da er dort - nach seinem ersten Buch - in akademischer Hinsicht nichts mehr werden konnte. Da war er also lieber gleich Europäer, zumal er ja in der Schweiz festsaß, seit er 24 war.
Auch Antisemit konnte er ab einem bestimmten Punkt nicht sein, da Wagner ein großer Antisemit war. Jetzt hatte es sich aber so begeben, dass ihn Wagner während der ersten Festspiele zu Bayreuth allein auf seinem Hotelzimmer hatte hinsauern lassen, während Wagner selbst mit dem Kaiser von Brasilien und dem Rest des damaligen Jet Sets zu mittag aß. Den Provinzler mit seinem komischen Schnauzbart wollte er dieser Gesellschaft lieber vorenthalten.
Wenn Wagner, dieses Arschloch, also Antisemit war, so musste Nietzsche von jetzt, na, nicht unbedingt Philosemit sein, aber wenigstens doch Toleranz üben.