Maulwurf

maulwurf marlies schaufelt erde
auf der wiese: lauter kleine
berge, huegel, haeufchen. zwerge
klettern auf die spitzen gipfel,
tragen zwergenmuetzenzipfel,
stolpern, holpern, rennen runter,
weil die blumen, graeser bunter.

eule, maulwurf, all die affen
wollten eine pfeife paffen.
karl der käfer jedoch drohte:
»esst, ihr kinder, lieber brote!«

maulwurf marlies war entzückt:
»brot, o ja, ich bin entzückt!«
denn nicht nur in einer pfeife
läßt sich rauchen mancherlei,
auch im brote gibt es rote
brocken, einerlei wie seife.

(10 stunden später:)

marlies schaufelt endlos weiter:
dabei bleibt sie immer heiter,
klettert nie auf eine leiter,
weil: sie könnt' herunter fallen
und statt reden nur noch lallen!

Wieder einmal eine Geschichte mit meiner Schwester. Wir sollten das Grab meiner Großeltern neu bepflanzen. Es war Oktober und folglich nicht gerade warm. Zuerst mussten die alten, verwelkten Blumen entfernt werden. Da meine Schwester sich nicht gern die Finger schmutzig macht, war das halt mein Part. Schon auf dem Weg zum Friedhof trug ich die Blumen, sie die Verantwortung. Ich begann nun also in dem eisigen Boden die alten Pflanzen auszubuddeln, in die Schubkarre zu schmeißen und sie anschließend zum Kompost zu bringen. Meine Schwester vertrieb sich die Zeit damit, mir zu sagen, wenn ich mal die Schubkarre verfehlt hatte und wo noch ein Blättchen Laub auf dem Grab rumlag, das ich wohl dann übersehen hatte. Meine Finger waren in der Zwischenzeit steif gefroren und so richtig schön schmutzig (was sich ja bei einer solchen Arbeit auch nicht vermeiden lässt). Ich trage nie Handschuhe, außer im Winter bei einer Schneeballschlacht oder ähnlichem (und auch da nicht immer), weil ich das Gefühl nicht so gern habe. Dann mussten die frischen Blumen eingepflanzt werden und auch das war meine Aufgabe, da meine Schwester sich ja schon dazu bereit erklärt hatte 2 Gießkannen zu füllen und sogar mitzubringen! Ich buddelte wie verrückt Löcher und pflanzte die bunten Blümchen ein, während das Gefühl in meinen Fingern Minute für Minute schwand. Alle Blumen an Ort und Stelle meinte meine Schwester: »Neee, die zwei da drüben hättest Du besser hier vorne hingetan!«, und fuchtelte mir wie wild vor der Nase rum. »Na gut, dann änder ich das eben grad!« Gesagt, getan... die Blümchen wieder ausgegraben, Löcher wieder zu, neue Löcher, Blümchen wieder rein! Während dieses Vorgangs saß meine Schwester lachend hinter mir und nannte mich einen 'wühlenden Maulwurf'. In dem Moment fand ich das gar nicht lustig, ganz im Gegenteil! »Hmm, wenn ich das jetzt so sehe, dann war es vorher doch besser! Am Besten änderst Du das wieder!« Ich sah sie an und überlegte kurz, ob meine Finger noch ein etwas größeres Loch zustande bringen würden... Wohl nicht, aber ich hatte auch nicht wirklich Lust mich wieder kopfüber in die Erde zu stürzen. »Weißt Du was? Wenn Du meinst, das es doch anders besser war, dann mach es halt selbst!« »Für einen Maulwurf stellst Du Dich aber an!«, grinste sie und ich warf ihr nur noch einen bösen Blick zu. Selber wühlen wollte sie aber dann doch nicht und so gingen wir nach Hause. Ich habe bestimmt eine halbe Stunde gebraucht um den ganzen Dreck unter meinen Fingernägeln wegzubekommen, während meine Schwester in Wohnzimmer schon allen von dem fleißigen, aber doch sturen Maulwurf auf dem Friedhof erzählte...