LarrySuchteDenRegenbogenUndFand
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... einen in die Jahre gekommenen Jimmy mit Blasen an den Füßen, ausgerüstet mit Metalldetektor, Astrolabium, Perkin-Elmer Mobile Spectral Analyzer, Differential-GPS, völlig verdrecktem 60er-Jahre-Jeep, vom vielen Regen ausgewaschenen, am Knie ausgefransten Jeans, einem bis zum Unterende der Jeans reichenden eisgrauen Bart und spärlichem, an den bräunlich wettergegerbten Schädel geklatschtem Haupthaar.
- »Ey, Alta, kannste mir sagen, wo hier der fadammte Regenbogen steckt?«, erkundigte sich höflich Larry.
- »Ach, du auch«, antwortete Jimmy, mit altersbedingtem Tremolo in der Stimme, "lass' dir 'n Rat von einem alten Experten geben. Das Regenbögensuchen is' ne elende Schinderei. Kuck' dir an, was ich alles ausgebuddelt hab'. Acht Kisten, voll mit beschissenem Gold, zweihundert mit Nazi-Parteiabzeichen, massenhaft Knarren, Sprengstoff und Revolutionshandbücher, Parteiprogramme, Leitfäden zur Ethik in der Wirtschaft, achtzig Kartons mit Liedertexten für anspruchsvolle deutsche Schlager, sechzig mit alternativen physikalischen Universaltheorien, Hekatomben von Dinosaurierknochen und glitzernden Klunkern, verbeulte Helme mit Hörnern drauf und ohne... aber so'n Regenbogen, da such' ich jetzt seit vierzig Jahren nach, hab' aber einfach kein Glück gehabt...
- Sag' mal, Alta, könnte es sein, dass du an der falschen Stelle suchst?
- Wie meinst'n das, klar suche ich an der falschen Stelle... sonst hätt' ich doch längst ein' gefunden...
- Nö, ich mein', die Regenbögen, die ich so kenne, die sind im Himmel, nich' da, wo du so buddelst...
- Jaja, man sieht doch, du bist 'n verdammter Anfänger. Glaubst wohl, ich bin blind, was? Damals, nachdem mich dieser komische Simmel losgeschickt hatte, glaubte ich das auch. Aber die blöden Dinger sind wie die caraqueñischen Baumfrösche...
- Hä??
- Na ja, wie die caraqueñischen Baumfrösche. Kennste die nicht? Die sind wie der Regenbogen. Wie willste den finden, wenn du nicht mal weißt, wie das mit den Baumfröschen ist??!
- Und wie is das nu, mit den karbonischen Baumfröschen?
- Den caraqueñischen Bamfröschen. Die machen »pling-pling-pling«
- Jaja. Und dann tock, tock, tock.
- Nein!! Tock, tock, tock machen die llanquihuischen Magentaspechte. Die caraqueñischen Baumfrösche sind ganz klein und weiß und machen pling-pling-pling. Bei jedem »Pling« schwillt ihre Schwimmblase.
- Wenn die auf Bäumen hocken, wozu brauchen die 'ne Schwimmblase?
- Wozu brauchst du 'ne Zunge, wo du doch gar nicht über den Boden kriechst und Termiten aufleckst?
- Achso...
- Ja, und die Frösche, die machen dich mit ihrem Scheiß Pling-Pling-Pling halb wahnsinnig, wenn du so inner Hängematte zwischen den Bäumen hängst. Also stehst du auf und willst gucken, wo das herkommt, und leuchtest vielleicht noch mit der Funzel hin. Aber kaum, dass die Viecher dich hochkommen sehen, kriegense Schiß und haltens Maul. Dann legst du dich wieder hin, keine Minute später fängt's wieder an. Pling-pling-pling-pling-pling...
- Is' ja gut...
- Nix is' gut. Aber ich habse gekriegt. Hab' nen Kaugummi in die Astgabel geklebt. Plötzlich hör' ich von überallher das Pling-pling-pling, nur von meinem Kaugummi, da kommt ein verzweifeltes Ploppploppplopp - hat sich das Biest da reingestrampelt und lauter Blasen geworfen... Seitdem weiß ich, wie sie aussehen.
Und wie du weisst, ist das mit Regenbögen genauso. Die leuchten wahnsinnig schön übern ganzen Himmel, aber kaum dassde drauf zu gehst, -popp- sindse weg.
- Also klebste ihnen 'n Kaugummi in' Boden, oder wie?
- Neiiin, aber denk mal, wie groß so'n Bogen ist. Drei Meilen breit, eine im Radius. Der kann doch nich so einfach da rumstehen. Der braucht doch 'n Widerlager, oder 'n Fundament. Und wenner verschwindet, kanner das doch nich ausbuddeln. Oder haste schon mal 'n Regenbogen gesehen, der hastig inner Pampa rumbuddelt, sich dann 'n Klotz untern Arm klemmt und wegrennt? Und... naja, die ersten zwanzig Jahre hab' ich diese Fundamente gesucht. Nur - dann ist mir aufgegangen, dass ich ja gar keine Ahnung hatte, wie die so aussehen. Erstmal dachte ich an so 'ne Art buntes Glasprisma. Aber dann, nachdem ich hundert Betonsockel ohne jeden erkennbaren Zweck aqusgebuddelt habe, und acht Kisten Scheiß-Gold, und zweihundert mit Naziabzeichen...
- Jaja...
- da hab' ich meine Strategie geändert. Ha!
- Und jetzt?
- Jetzt spreng' ich einfach das, was ich für das Fundament halte, meist irgendso'n Pömpel inner Erde - BUMM - und mach'n kaputt. Dann setz' ich mich drei Meilen weit weg in mein' Regiestuhl und warte gemütlich ab, bis der Regenbogen wiederkommt , sich auf sein Fundament stellen will und im lockeren Boden versinkt. DANN hab' ich ihn endlich!!!
- Und wieso sitzte nich friedlich hier rum?
- Habe gerade 'ne Zündung vorbereitet. Pass auf
*** BRADAWOMMMM ***
- Du hastse ja nich mehr alle. Lass uns abhaun!!
- Jaja, wir gehn ja schon...
Zitat Oberpfälzischer Kreisanzeiger, eine Woche später:
»AGENTEN IN PLEYSTEIN?«
Wie kürzlich aus dem Institut für Geophysik der Friedrich-Alexander-Universität zu Erlangen verlautete, kam es vergangenen Freitag erneut zur Sabotage der universitätseigenen Seismometerstation Pleystein. Unbekannte vernichteten mittels ungenehmigter Sprengungen die Einhausung der Station sowie das darin befindliche Instrumentarium im Wert mehrerer zehntausend Euro. Da die Station im Verbund mit zweitausend weiteren weltweit zur Sicherstellung des ITBT (Internationaler Vertrag zum Bann von Atombombentests) herangezogen wird, zieht der Leiter der Soko Seismo, Hauptkomissar Pleuelgruber, als Tatmotiv die Außerfunktionsetzung des Netzwerks im Vorfeld illegaler Atomtests mittel- oder fernöstlicher Schwellenländer in Betracht."