Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Löffelkerle«
mcnep schrieb am 7.7. 2004 um 17:49:57 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Seit einiger Zeit ist ein wiedererwachtes Interesse an der Herstellung und Verwendung von Löffelkerlen festzustellen. Viele Frauen, die sich mit deren Herstellung die Zeit vertreiben, wissen jedoch nicht um den Ursprung dieser putzigen Gesellen. Hier also ein kurzer Abriß der Geschichte der Löffelkerle: Erste Zeugnisse für den Gebrauch von Löffelkerlen finden wir in der römischen Antike. Die sogenannten ligulates (abgeleitet von ligula, Löffel) zählten zu den Kultgegenständen, die bei den Luperkalien, dem der Liebe geweihten Fest der Juno von entblößten jungen Männern durch die Straßen getragen wurden und, oftmals mit frivolen Epigrammen verziert, an die weiblichen Zuschauer verschenkt wurden. Die Verschmelzung von alveus und scapus, Mulde und Stiel im Löffel, stand hierbei für die Vereinigung des weiblichen mit dem männlichen Prinzip. Ithyphallische Wandzeichnungen in Pompeji demonstrieren unverhohlen seinen Gebrauch, reiche Römerinnen beschäftigten sogar einen Ligulator, was in etwa mit Löffelsklave zu übersetzen wäre. Nach der buschbrandartigen Ausbreitung des Christentums geriet der Löffelkerl in Verruf; Augustinus brandmarkt in einer flammenden Epistel »mulier, quae inducant ligulas pro consilias flagitiosas«, auch die Hexenprozesse kennen zahlreiche Hinweise auf die Verwendung von Löffelkerlen. Musäus' Schilderung einer Rübezahl–Anekdote macht unverhohlene Anspielungen: »...er trug Grütze und Hirse aus Reichenberg im Rucksack, wovon die Hausmutter einen steifen Brei kochen mußte, daß der Löffel darin stand.« Seit dem Zeitalter der industriellen Revolution wurde der Löffelkerl durch andere Küchenfreunde abgelöst, zumal die Metalllöffel, wie sie mehr und mehr in Gebrauch kamen, dem ursprünglichen Zweck zuwider zu laufen schienen; erst die Wiederentdeckung natürlicher Rohstoffe durch Jutta Ditfurth reetablierte die Löffelkerle, die heute wieder zum heimlichen Hausschatz gehören. Ihre endgültige Anerkennung jedoch erfuhren die Löffelkerle erst vor kurzer Zeit, als der für seine Tabubrüche bekannte Topp–Verlag ein reich bebildertes Werk mit Bastelanleitungen herausgab. Mit Erfolg: Seit diesem Sommer ist Löffelschnitzer wieder ein Ausbildungsberuf.
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