silvermoon schrieb am 8.3. 2001 um 13:45:24 Uhr zu
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auszug aus der sendung chruez und quer
vom sonntag 4.2.2001 auf radio rabe 91.1
( w.m. steh fuer den ethnologen
wolfgang marschall, der viele jahre
feldforschungen in suedostasien betrieben hat )
einleitend sagt die journalistin, die
interviewerin, lucienne rey
dart und wis wie sich ethnologe huet ihrem
untersuchigsgegestand noechered
unterscheided sich stark vo dem wie fruecheri
volkskundler fremdi kulture
undersuecht und beschribe hei
w.m.:
man koennte zum beispiel das bei uns gelaeufige
wort palaver heranziehen.
wenn wir berichte lesen aus dem 19.jahrhundert
wird zur darstellung des fremden, der fremden
haeufig gesagt:
ja die haben stundenlang, wahrscheinlich gab es
gar keine stundenrechnung dort,
palaver durchgefuehrt.
und wenn wir heute in gesellschaften leben koennen
und dort einen rechtsfall verfolgen koennen, der
zwei tage laeuft, zu einer sache, die uns gar nicht
so sehr gross erscheint, kann man, wenn man
schnell vorbeigeht, sagen, ja das
ist ein palaver, die haben doch gestern
schon drueber geredet und heute immer
noch und vielleicht gehts morgen noch weiter;
ohne dass wir uns in der regel
darueber klar werden, dass das miteinander
reden die wichtigste moeglichkeit
ist fuer gesellschaften, die zum beispiel
keine schriftlichen gesetzestexte
oder verfassungen haben, ein rechtskodex,
der geschrieben ist, dass man sich
jedesmal wieder gegenseitig auch informieren
muss und verpflichten muss,
was an rechtsbestaenden, was an normen,
was an werten in der gesellschaft
in der man ist, vorhanden ist und
wonach man sich richten sollte.
also bei aller flexibilitaet bei der
behandlung eines rechtsfalles, sind diese
palaver, seien sie ueber ein jagd, seien
sie ueber eben einen rechtsfall,
selbstbestaerkungen
indem was wichtig ist fuer die jeweils
eigene gesellschaft.
und heute wuerde ein ethnologe
oder eine ethnologin sicher nie schreiben,
3 tage lang hat es dort nur palaver gegeben,
sondern man wuerde versuchen zu sagen,
aufzuzeichnen, worueber redet man denn,
wie bekommen die kinder denn diese vorstellungen
mit, rechtsvorstellungen.
also das reden, das bei uns despektierlich haeufig
als palaver bezeichnet worden ist, ist das
uebermittlungsnetz von wissen, von koennen,
von ueberlieferungen, woher man kommt, warum so
lebt wie man lebt.
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von dem her... eine anarchistische gesellschaft
braucht eine palaverkultur. wenn wir bereit sind,
jeden fall, jede frage des alltaeglichen miteinander lebens
auszudisskutieren, wenn noetig, mehrere
tage lang und das problem von buergerIn zu buergerIn
( buergerInnen=hippies, faschisten, christen, muslime, hindus,
buddhisten, antifaschisten, kommunisten, kapitalisten,
kleingewerbler, grossgewerbler... jeder einzelne
in diesem land lebende mensch )
loesen koennen, brauchen wir keine polizei, kein militaer,
kein richter, keine gefaengnisse und keine verbotsschilder
wer eine gesellschaft ohne gesetzestexte
und verfassung haben will, muss palavern koennen,
muss mit allen anderen, jedem einzelnen mitbuerger und
mitbuergerin des landes reden koennen,
egal ob mann/frau jetzt weisse schnuerbendel
an den kampfstiefeln hat oder rote, ob mann/frau
aus uri oder ascona kommt,
ob mann/frau dunkelbraune haut oder hellgelbe hat.
nicht wer gegen eine bestimmte interessengemeinschaft
hetzt oder einfach nur dagegen ist, staerkt den
frieden in der gesellschaft, sondern wer
moeglichst viele weit auseinanderliegende, teils
gegensaetzliche interessengruppen zum miteinander
palavern bringt, foerdert den frieden