Kohlenwäsche
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Nur wenige Menschen können wohl von sich sagen, zu wissen was eine Kohlenwäsche ist geschweige denn jemals eine solche betreten zu haben. Einfach erklärt: In einer Kohlenwäsche wird die in einem Bergwerk geförderte Kohle nach Korngröße sortiert und durch physikalische und chemische Verfahren von Fremdkörpern gereinigt. Hierbei geht der Weg der Kohle in der Regel von oben nach unten, deswegen hat die Kohlenwäsche die Dimensionen eines Hochhauses und ist im oberen Teil mit hochinteressanten Gerätschaften vollgestopft, während unten die Kohle in Silos gespeichert und verladen wird.
Während die Kohle gesäubert wird, ist die Kohlenwäsche für Menschen die einzige Wäsche, in der man schmutzig wird. Und das nicht zu knapp. Nicht zuletzt deshalb werden nach der Einstellung eines Bergwerks Kohlenwäschen leider zuerst abgerissen. Eigentlich schade, denn sie sind die markantesten Gebäude nach den Fördertürmen und für Industriekultur-Freaks ausgesprochen interessante Locations. Andererseits erschwert der Charakter eines dreidimensionalen Labyrinths eine sinnvolle Nachnutzung, und der rein museale Wert wurde bislang nicht erkannt.
Die einzig museal »erhaltene« Kohlenwäsche steht auf Zollverein in Essen-Katernberg und beherbergt künftig das Ruhrlandmuseum. Leider ist von der ursprünglichen Maschinerie nur noch wenig übrig. Hier wurde eine Chance vertan.
Bislang noch gut erhalten, aber abrissbedroht sind die Kohlenwäschen auf General Blumenthal 11, Fürst Leopold und Lohberg. Die Zukunft von Warndt und Göttelborn im Saarland ist noch ungeklärt.
Im Belgien gibt es Kohlenwäschen in Beringen und Binche, beides absolute Kultobjekte. Das Beton-Wunderwerk in Binche soll zu einem Archiv umgebaut werden. Museal erhalten ist die kleine Wäsche der Zeche Trembleur. In Frankreich existieren noch zwei Wäschen auf Carreau Wendel, von denen eine leider vor sich hinbröselt.