Herrenwäsche

Meine einzige Unterhose, die den Anspruch erfüllen mag, ein wenig ausgefallen zu sein (kein String, doch mit deutlich verknappten Seiten und einem etwas betont gearbeiteten Kugelfang) ist ausgerechnet eine, deren Muster eine gewisse Ähnlichkeit mit Flecktarn aufweist. Nun ist Armystyle niemals mein Fetisch gewesen (um dieses Blastermodewort der letzten Wochen wieder einmal an prominenter Stelle einzusetzen) und normalerweise gehöre ich eher zu den gedankenlosen Käufern von 7Tage-Slips - was sich, ich betone das, auf die Anzahl der in der Packung enthaltenen Modelle bezieht - oder einem konservativ, doch figurbetont gehaltenen Schiesser–Feinripp; doch zum einen war dieses Modell einer erheblichen Preissenkung unterzogen worden, zum anderen mag die zeitliche Nähe zu den Berichten über die Folterungen im Abu Ghraib–Gefängnis diesen Kauf unbewußt befördert haben. Es ist fraglos eine Unterhose für besondere Gelegenheiten, fast fühle ich mich, wenn ich sie zu späterer Stunde anziehe, als ginge ich nicht auf die Piste, sondern ins Manöver.

Neulich wurden im Fernsehen, es war natürlich SAT1, Männer nach ihrer Unterwäsche befragt. Und dann wurde so ein Mädchen gezeigt, deren trotteliger Freund über seine Wäsche sagte: Ist doch egal, was ich drunter trage, sieht doch keiner. Jaja, junger Mann, das ist natürlich nicht egal, denn Millionen Frauen müssen sich mit den Folgen herumschlagen, dass Millionen Mütter ihren Söhnen jahrelang nicht beigebracht haben, sich selbst Unterwäsche zu kaufen. Dazu kommt der Umstand, dass Herrenwäsche einfach entweder stinklangweilig, grässlich bunt, lächerlich obszön, furchtbar altmodisch oder eine Mischung aus all dem ist - was aus einem Herrenwäschegeschäft oder einer Herrenwäsche-Abteilung im Kaufhaus praktisch einen kleinen Horrorladen macht.