Flaschensammeln

Ich war von Beginn der Einführung des 25ct Pfandes und schon zuvor mit den 8ct Bierglasflaschen und den 15ct Hartplastik Cola Wasser usw. dabei. Nach vielen Jahren Wiesbaden wechselte ich nach Eltville. Das Flaschensammeln war Einträglich und diente gut als Tarnung meines eigentlichen Begehre, dem Aufsammeln von Marihuanakippenresten. Oft traten die Flaschen eh neben den Kippen auf

Die beiden letzten zwei Jahre Flaschensammeln haben mir eine Tonnentaschenfederkernmatratze samt Federrahmen und ein Paar Schuhe Meindl Perfekt altloden eingebracht. Dafür habe ich an fünfhundert Tagen durchschnittlich je zwei Euro Pfand, das sind fünfundzwanzig Glasflaschen oder acht Behältnisse zu 25 Cent Pfand oder Mischungen daraus in durchschnittlich drei bis vier Stunden Laufzeit eingesammelt, zum Teil gesäubert und abgegeben.
Ich könnte Geschichten über Straßenränder erzählen an denen Autofahrer regelmäßig Cola-Whisky-Dosen ins Gebüsch werfen, aber das würde hier zu weit führen.

Heute, Bayern gegen England, gibt es sicher eine Menge Flaschen zu sammeln auf dem Marienplatz und der Theresienwiese. Und ich bin nicht da. Da reicht ein Rucksack nicht. Da braucht es größere Behältnisse. Ich habe heute zwei türkische Kalbskotletts im Ofen bei Niedertemperatur. Mit Thymian. Platon hat alle seine Dichtungen verbrannt, zu Beginn eines Festmahls mit Freunden. Aber wo darf man heute ein so großes Feuer machen.
Heute verschwinden die Dichtungen ungelesen im Sperrmüll, verräumt von Entrümplern des aus der Wohnung geklagten Dichters.
Oder »die Familie« entsorgt den Lebensschatz des Dichters unter dem Motto »Lebenshilfe duch Vernichtung aller Beweise für die kindischste Phase seines Lebens«.
Alles, nur das nicht, erschließt sich ihnen beim Aufschlagen irgendwo irgendeines der eng beschriebenen Bücher, alles, nur nicht das.

Es ist tatsächlich schwer zu ertragen.

Ich fürchte mich ein wenig davor, jetzt sage ich, alles nur das nicht, aber es hat oft Situationen in meinem Leben gegeben die ich nach vielen Jahren völlig anders beurteilt habe.

Am liebsten wäre mir, alles wäre weg, aber einer hebte es auf, um mir dann in zehn Jahren noch einmal zu sagen, es ist noch da, was tun wir nun damit.

Meine Brüder,

ich weiß, ihr lest, und wenn ich ein Fax hätte, ich würde euch die Faxen lehren,

ich bin stolz auf euch, stolz, daß ihr euer Leben bisher so bewältigt habt, ich möchte Euch Mut machen, jeder hat ein Erbe von Mutter, und Vater, wir haben ein gemeinsames Erbe. Ich muß immer wieder von der Vergangenheit anfangen, laßt mich, und schön wäre über dieses gemeinsame Erbe in Ruhe und Gelassenheit lange sprechen zu können, zu Viert, ohne Moderator, bis wir übereinstimmen wie zu verfahren sei in allen Einzelheiten. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung die für alle annehmbar ist. Sonst wären wir doch nicht wir, oder.