FINISTERE
Bewertung: 15 Punkt(e)
Das Finistère ist außer Betrieb. Hat aber nicht geschlossen! Die Jalousien sind herabgelassen oder hängen fächerartig an einer Seite herab.
Drin sind die Stühle auf den Tischen. Es riecht nicht unangenehm. Auf der Theke, hinter der Theke - alles leer. Die Regale leer, der Spiegel an der Rückwand der Regale spiegelt Leere. Ein paar Gläser neben dem Spülbecken. Ins Spülbecken rinnt Wasser. Nicht zu sehen, aber zu hören.
Ganz hinten im Lokal, auch dort dringt etwas Licht durchs Fenster, sitzt jemand und liest im „Hagakure“. Er steckt in einem zerschlissenen Overall, ein Motorradhelm liegt auf dem Tisch. Unbeweglich sitzt er, schaut in sein Buch und blättert nicht.
Er rührt sich nicht, als Jordan und Amy hereinkommen, Jordan, wie immer in Schwarz und seinem Zeichen auf der Brust: dem Kreis mit den 4 Balken. Amy in ihrem grobkarierten Kleid, mit ihrem gepunkteten Kopftuch. Sie kommen herein und sehen sich schweigend um.
Herein kommt ein alter blinder Herr, auf einen dicklichen Jungen gestützt (er nennt ihn Sascha) und verteilt an alle Visitenkarten, auf denen nur SEDVX steht.
Draußen hört man sie schrill lachen: Rita, Mandy und Danielle: Komm mit, Man, hier bist du richtig! Drin verstummen sie, Rita zischt noch: Sascha, komm sofort zu mir! Man betritt das Lokal und sucht gleich die Toilette.
Alle stehen, die Stühle bleiben auf den Tischen. Ist hinten im Dunkel noch jemand? Ein Mann im Rollstuhl, schlafend, uralt: sein Mund steht offen, die Zähne sind unnatürlich vollständig und weiß. Auf dem Schoß hält er einen Bund gelber Blumen.
Wieder öffnet sich die Tür. Zögernd treten sie ein: Neo, Ben, Lion - alle in Schwarz.
Wie Zwillinge: Laura und Ibi. Zwei Studentinnen: Verda und Roja. Noch eine: Belletriste.
Als „Jogger“ eintrifft, gehen die ersten wieder. Jogger geht hinter die Theke und öffnet den Kühlschrank: leer. Er öffnet Schubladen und Schränke, findet nichts. Er will den Wasserhahn abstellen - es gelingt nicht.
Durch ein Fenster dringt ein dünner Lichtstrahl und trifft jetzt, vom Spiegel reflektiert, den dünnen Wasserstrahl.
Zwei Damen kommen: Anna (Gwendoline) und Nyima, mit ihnen eine winzige Nonne: NunZilla.
Noch zwei: Patrischa und Petronella - sie bedienten früher im „Finistère.
Inzwischen ist das Lokal wieder leer - bis auf den immer noch reglos Lesenden und den schlafenden Mann im Rollstuhl, und Jogger.
Er füllt ein Glas mit Wasser und trägt es vorsichtig nach hinten. Dann bleibt er reglos stehen.
Jogger steht noch immer, aber jetzt ist er vollkommen allein.
Dann ist auch er verschwunden. Ein Hund (Bix) sitzt vor der Theke und heult.