Deeskalation
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Heißer Sommertag. Ich hasse weiß-braune Muster auf meiner Haut. Deshalb liege ich nackt auf dem Balkon in der Sonne. Es läutet an der Wohnungstür. Weil ich meinen Freund erwarte, gehe ich ohne nachzudenken im Eva-Kostüm an die Tür. Kurz bevor ich die Tür öffne, setze ich ein strahlendes Lächeln auf, um meinen Freund anzumachen.
Ich öffne die Tür, und vor mir steht ein junger Mann mit zwei Staubsaugern in der Hand. Auch er hat sich kurz vor dem Öffnen auf mich eingestellt, also auf eine treusorgende Mutter, wie sie um diese Tageszeit üblicherweise anzutreffen ist. Er begrüßt mich ohne abzuwarten mit einem flotten Spruch auf den Lippen. Und schon hat er seinen Fuß in meine Tür gestellt.
Mein nackter Körper fasziniert ihn noch mehr als die Aussicht, einen Staubsauger zu verkaufen. Klar, ich bin jetzt in der Schublade gemeinsam mit notgeilen Nymphomaninnen, die den bestellten Klempner erwarten. Entsprechend selbstverständlich drängelt er sich ohne zu fragen hinein. Mit geübtem Blick findet er mein Schlafzimmer und beginnt sich bereits zu entkleiden.
Puh, wie werde ich diesen schmierigen Typen möglichst schnell wieder los? Soll ich ihm einfach in die Eier treten? Soll ich meine Judokenntnisse anwenden, ihn aufs Kreuz legen und mit Schoolgirl-Pin und Gesichtssitzen foltern, bis er um Gnade winselt?
Nein, ich will auf Deeskalation setzen. Vielleicht ist er dann verschwunden, bevor mein Freund auftaucht. Am schnellsten wird es gehen, wenn ich ihm eine noch viel interessantere Gelegenheit in Aussicht stelle.
Ich reiche ihm vertrauensvoll meine Hand und halte seine im festem Griff, bevor er mich angriffelt. »Hallo, junger Freund, welch ein schöner Mann besucht mich schon so früh am Nachmittag. Sind deine Staubsauger genau so stark wie deine Arme? Du hast ja ordentliche Mukis, du trainierst sicher jeden Tag im Fitness-Studio. Da hast du bestimmt einen guten Trainer. Ach was, wie du aussiehst, bist du sicher selbst der Trainer. Dort trainieren sicher auch Frauen. Kannst du mich nicht einmal mitnehmen?«
Derweil schüttele ich noch immer mit leicht wippenden Brüsten seine Hand. Meinen Griff habe ich inzwischen so weit verstärkt, wie ich nur kann. Das fühlt sich hoffentlich nach Powerfrau an. Er kann seinen Blick nicht von meinen Busen abwenden und erwidert gehorsam meinen ewig langen Händedruck. Dann erzählt er mir begeistert von Trainingseinheiten. Inzwischen ist er richtig geil darauf, mich dort einzuführen. Ich verspreche, vorbei zu schauen, um so einen starken Mann bei der Arbeit am Eisen zu bewundern.
In Vorfreude verabschiedet er sich freundlich, und hat völlig vergessen, dass er mir ja ursprünglich einen Staubsauger verkaufen sollte. Wahrscheinlich wird er sich jetzt erst einmal nach einem Fitness-Studio umsehen.