Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Cyberspace«
.A. Tillmann schrieb am 14.6. 2001 um 15:33:14 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Die mit dem Weltraumfahrten verbundene Hoffnungen haben seither stark nachgelassen." Solange man sich nicht auf
dem Mond befand - sagt Stanislaw Lem - , konnte man sich noch vorstellen, dass es dort sehr interresante
Landschaften gebe. Nein, das ist eintönig, das ist wirklich eine Wüste. Wer will schon für 10 oder 20
Jahre oder gar für das ganze Leben in der Wüste und dazu noch in einem geschlossenen Gefängnis leben?"
Die Weltraumtouristik betreffende Hoffnungen gelangten dann zum Tiefpunkt, als die Entfaltung eines anderen Raumes, die des
Cyberspace begann. Statt einem Interesse an dem Space wurde das Interesse an dem Cyberspace wach. Das Geschehen im
Meer der Ruhe wurde dadurch auch anders deutbar: das Trachten nach dem Weltraum ist gestutzt, und mündete in dem
kybernetischen Raum. Die jahrhundertelange Eroberung des äusseren Raumes endete mit der Mondlandung; der Bogen der ins
Exoterische gehende Tendenz wurde gebrochen und wendete sich nach Innen.
Die Entwicklung der neueren Technologien lassen sich schon diesem Scheitern verdanken." Nach den vielen bitteren
Enttäuschungen -schreibt Paul Virilio -, die die amerikanische Raumfahrtbehörde bei der Eroberung des
Realraums hinnehmen musste, hat man riesige Summen in die Suche nach Instrumenten gesteckt, die ihr
künftig die Eroberung der nicht vorhandenen Weite des virtuellen Raums ermöglichen sollen."
Derzeitig, wie es jedermann überall erleben kann, ist ein forcierter Prozess im Gange, der auf den Ausbau einer isolierten
technischen Innenwelt, einer Endosphäre zielt. Statt Raumanzug wird in dieser Sphäre eine eigenartige Taucherausrüstung
gebraucht: bei dem Versinken ins Virtuelle bekleiden sich die Reisende mit Datenanzug und rüsten sich mit Datenhelmen.
Paul Virilio schrieb am 14.6. 2001 um 15:35:46 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
3.3.3. »speed and information: cyberspace alarm«
Paul Virilio, Artikel, Le monde Diplomatique, August 1995
Einleitend beschreibt Virilio das Zwillingsphänomän »immediacy and instantaneity« (etwa:
Unmittelbarkeit und Augenblicklichkeit) als eines der drückensten Probleme mit denen sowohl
militärische als auch politische Strategen konfrontiert werden, als dramatischen Moment in unserer
Beziehung zur Welt und unserer Weltsicht.
Im Erreichen der Lichtgeschwindigkeit, nachdem die anderen beiden physischen Barrieren Schall und
Hitze bereits durchbrochen wurden, sieht Virilio ein historisches Ereignis das die Beziehung der
Menschen zur Welt durcheinanderbringt.
Der Cyberspace bringt eine völlig neue Perspektive, die des »Tele-Kontakts«, des Erreichens bzw.
Fühlens auf Distanz. Eine »taktile Perspektive«, die weit über das Audio-Visuelle hinausgeht.
Im Zuge des Ausbaus des Information Highways bemerkt Virlio ein neues Phänomen:
Orientierungsverlust, als Resultat der Verdopplung der Realität in Realität und Virtualität. Diese
Zerstörung der Beziehung zu anderen und der Welt würde zu einer tiefen Krise der Gesellschaft und
der Demokratie führen. Virilio bezeichnet diese Bedrohung auch als Diktatur der Geschwindigkeit
Virilios größte Befürchtung ist die Explosion unbegrenzter Information als der größte
anzunehmende Unfall der Zukunft ? die Informationsbombe. Das Hauptproblem dabei: das (noch
nicht vollständig bekannte) Potential der Computerkommunikation, nicht der Computer selbst.
cybertime schrieb am 14.6. 2001 um 15:31:51 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Das Konstrukt einer »Totalillusion« erinnert an Platons Höhlengleichnis. Nach Platon ist der Mensch gefangen in
einer Inszenierung, die er für wirklich hält, ohne zu bemerken, daß es sich um eine Gefangenschaft handelt. Je
mehr die Konstruktion von Räumen, Situationen und Szenen auf die menschlichen Sinne und Gesten
ausgerichtet ist, desto umfangreicher wird die Erfassung und Programmierung des Menschen. Steigende
Freihgeitsgrade in der Virtuellen Realität (VR) bringen steigende Kontrolle mit sich. Folglich bedeutet totale
Illusion auch totale Kontrolle. VR wird zum Panoptikum, zu einer Gefangenschaft.
Heute ist das Hölengleichnis fast zum Modell für das Leben in einer Mediengesellschaft geworden. Ebenso ist es
aber auch ein Modell für neuere Einsichten in die Funktionsweise der Erkenntnis: Man geht heute davon aus,
"[...] daß wir keinen direkten Zugang zu einer Objektivität besitzen, sondern das unser Gehirn als ein
selbstorganisierendes System aufgrund von Irritationen Wirklichkeiten erzeugt, sie also projiziert oder simuliert"
(Rötzer 1993: 83) (vgl. Konstruktivismus). So verlagert sich die Zielrichtung: Ging es Platon noch um die
Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Fiktion, so geht man heute davon aus, daß "der Gang aus einer
Höhle nur in eine andere Höhle" (vgl. ebd.) führen kann. So wird - anders als bei Platon - durch den
Cyberspace die Orientierung an »Objektivität« und »Wahrheit« in Frage gestellt. Wenn die »virtuelle Realität« so
»real« wirkt, wie die »reale Realität«, was ist dann eigentlich real?
Sergei Krikale schrieb am 14.6. 2001 um 15:26:51 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
U: Ich würde jetzt gern mit dir über den Blick aus dem All reden. Erinnerst du dich noch an das
erste Mal?
K: Wenn ich versuche, es dir zu erzählen, so werde ich an der Sprache scheitern. Denn wir haben es
hier mit dem entscheidenden Unterschied zwischen tatsächlich Erlebtem und der Vorstellung dessen
zu tun. Was letztendlich für jede Grenzerfahrung gilt. Jeder weiß, daß der Himmel im All schwarz
ist. Wenn man aber mit seinen Augen gesehen hat, wie die Sonne am schwarzen Himmel erscheint
und die Sterne der Sonne ganz nah sind, dann ist das unbeschreiblich, im wahrsten Sinne des
Wortes. Weißt du, die Sterne leuchten, ohne zu glänzen. Blickt man auf die Erde, so ist manches
sofort zu erkennen. Manchmal jedoch weiß man nicht mehr, wo man gerade ist. Als ich bei meinem
ersten Weltraumflug zum ersten Mal zur Erde zurückschaute, habe ich zunächst den Ozean und dann
das Festland gesehen. Es war Südamerika. Eine Region am anderen Ende der Welt, in der ich nie
zuvor war, und die ich jetzt, wenige Minuten nach dem Start, durch das Bullauge betrachten konnte.
Ich sah den Ozean, unberührte Urwälder, riesige Flüsse. Landschaften, die es für mich vorher nur
auf Fotos gab, zogen auf einmal an meinem Fenster vorbei. Ich konnte sogar Stürme über dem
Ozean sehen. Wie soll ich sagen - es ist ungefähr so wie der Unterschied zwischen einem Foto und
dem Kino oder dem Kino und der Wirklichkeit. Kinder, die groß genug sind, um selbst zu reisen,
machen in etwa die gleiche Erfahrung: Sie kennen z.B. eine Stadt aus Erzählungen oder aus
Büchern, sind sie aber zum ersten Mal dort, so erhalten sie auf einmal ein anderes Bild von ihr.
Wenn man auf einem Weltraumflug all die Regionen der Erde mit eigenen Augen gesehen hat, dann
ist es nie mehr wie früher. Diese Eindrücke prägen sich einem unauslöschlich ei
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