Cool

Cool finde ich den Stil der schwarzen Dicken - wir treffen uns manchmal beim Joggen. Sie hat gar nicht die Eleganz von schwarzen Spitzensportlern. Sie wackelt einfach vor sich hin, gar nicht schnell.
Alle Muskelfasern, alle Zellen meines Körpers hören ihre Botschaft: hängt nicht so verbissen aneinander! Laßt euch los!
Das ist wie eine Resonanz von Körper zu Körper.

Das coolste heute war:
An der Bushaltestelle standen zwei Jungs (vielleicht 14/15). Der Bus kam, und zum Abschied küssten sie sich kurz. Das hatte weder was Heimliches noch was Demonstratives; kurz, die beiden waren einfach cool und einen Moment lang war die Welt in Ordnung.

Cool war im Zoo das Kind, das den Hund in Reichweite interessanter fand als den Elefanten in Sichtweite. Die Eltern auch, die auf jedes »da mußt du schauen!« verzichteten.

Weil bald Ostern ist, frage ich meinen chinesischen Arzt: feierst du? Bist du Christ? »Ja, ich bin Christ«. Finde ich cool, ich könnte das nicht sagen, höchstens ein »bin ich das ? ich glaube eher nicht«.

Cool zeigt er mit dem Daumen nach oben: Alex, etwa 40, russischer Chefingenieur der LILLY, 32 Jahre alt, die über Ostern im Hafen bleiben muß. Wir sind im Maschinenraum und hier ist das Schild DEUTZ.
Das bedeutet »Maschine deutsch, Maschine gut, ihr deutsch, ihr gut« und
»Maschine gut - ihr schlecht, denn ihr geht gleich wieder von Bord und laßt mich allein«.

Cool ist es, wenn du mit einem jungen Nazi ein Bier trinken gehst.
Noch cooler, wenn ihr beide leise das Deutschlandlied singt.
Sehr cool, wenn du bemerkst, daß er nicht alle Strophen kennt und du ihm was fehlt nicht beibringst, den soviel Zeit hast du nicht.Jetzt ist der Moment gekommen um ihn zu fragen: sagmal, bist du ein V - Mann?
Jetzt errötet er am ganzen Schädel.
Du bleibst cool.
Daß du ihm sowas zutraust, freut ihn!
Denn Widersprüche haben auch auf kleinstem Raum Platz. (Das hat die Natur so eingerichtet).
Du hast einen Freund fürs Leben, jedenfalls einen Kandidaten für deine Leibwache.

Das coolste heute war: die Rasende! in einer Buchhandlung, ihr Rennrad stellte sie zu den Büchern. Sie redete rasend schnell von Gott und der Welt, die beide den Arsch nicht hochkriegten, während sie rasend schnell das Buch von Andrew Morton über Madonna durchblätterte. Lange bevor der Buchhändler »aber ihr Rad hier, das müssen sie ...« sagte, hatte die Rasende! zuende gelesen, ihr Rad genommen und war wieder draußen.
Sie rief mir rasch noch was zu - aus der Ferne, habs nicht mehr verstanden.

Cool ist es, wenn dir auf der Autobahn ein Geisterfahrer entgegenkommt, du, ohne das Gespräch zu unterbrechen, die Spur wechselst und die Begebenheit weder heute noch irgendwann erwähnst.