Abstellgleis
Bewertung: 1 Punkt(e)Im Kreise kleinstädtischer Kulturschaffender begegnen einem immer wieder Frauen vom Abstellgleis des Lebens. Meist sind sie bekindert, was eine wesentliche Grundlage ihrer Existenz darstellt. Sie sind recht zugänglich, wenn man sie auf der Vernissage etwa eines ölschmierenden Oberstudienrats in der städtischen Galerie trifft, und spätestens beim dritten Prosecco-ähnlichen Essigwein wird Dir anvertraut, daß zumindest das letzte Kind ein »absoluter Unfall« war. Die große Karriere stand unmittelbar bevor. Es gab Angebote von Wolfgang Petersen und Bazon Brock, eine Festanstellung bei den Lübecker Philharmonikern wäre möglich gewesen, oder die Leitung der Volkshochschule Iserlohn ... aber dann kam ja das Kind. »Ich liebe das Kind über alles - das kannst Du mir glauben!« Ich glaube es. Bietet es doch die Rechtfertigung dafür, so elend weit hinter den eigenen Ansprüchen zurückgeblieben zu sein, und den Rest des Lebens auf dem Abstellgleis zu verbringen.