Seit Herbst sind wir neu in dem Ort. Inzwischen hat sich unser Sohn mit drei Jungs aus der Nachbarschaft angefreundet. Solange er sie oder sie uns während des Winters besuchten, ist uns nichts besonderes aufgefallen.
Nachdem die Kids ab Frühling regelmäßig im Freien spielten, ließ sich deren regelmäßiges und ausgiebiges Raufen kaum übersehen. Die Kräfte waren allerdings ungleichmäßig verteilt. Unserer und einer der neuen Freunde waren deutlich schwächer als die beiden anderen.
Die stärkeren kosteten ihre Überlegenheit regelmäßig aus, um die unterlegenen immer wieder etwas zu quälen. Mir wären gleichmäßiger verteilte Kräfte wesentlich lieber gewesen. Die Mutter des zweiten Schwächeren habe ich darauf angesprochen. Sie meinte, ihr Sohn blüht richtig auf seitdem er nicht der einzige regelmäßige Verlierer ist.
Es ist nicht so, dass die Verlierer deutlich schwächer als die Gewinner aussahen. Ihnen fehlte wahrscheinlich nur die Kampferfahrung. Speziell unserem, weil er früher nie gerauft hatte. Das Blatt würde sich wenden, wenn die beiden ihre Muskeln etwas stärken und sich im Kampf üben würden. Das könnten sie gerne in unserem Fitnessraum machen, ohne dass ihnen jemand dabei zusieht.
Der Gedanke, die bislang stärkeren Freunde bald auch einmal zu besiegen, beflügelten die beiden. Täglich wuchs ihre Muskelkraft etwas. Und sie genossen regelrecht ihre ausgeglichenen Ringkampfübungen, die sie reaktionsschneller und selbstbewusster machten.
In den Vierer-Turnieren fiel den beiden bislang überlegenen Freunden der Sieg immer schwerer. Und eines Tages verkündete unser Sohn stolz, dass er das erste Mal einen stärkeren Freund untergekriegt hat. Und auch der erste Erfolg seines Trainingspartners ließ nicht lange auf sich warten.
Durch weiteres systematisches Training gewannen unsere beiden nach und nach die Oberhand. Ja, und sie erinnerten sich daran, wie sie früher manchmal gequält wurden, und kosteten jetzt ihre Überlegenheit gerne einmal aus. Jedenfalls hatten inzwischen alle vier ihren Spaß an den ziemlich ausgeglichenen Raufereien.
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