Der Tod eines nahestehenden Menschen ist ein Abschied für immer. Ein Abschied, der vielen unendlich schwer fällt. Dabei spielt es zumeist keine Rolle, ob der Tod plötzlich und unerwartet, oder am Ende einer langen Krankheit eintritt. Zurück bleiben trauernde Hinterbliebene, die oftmals vor einer Fülle von Schmerz und Leid stehen.
Im Mittelpunkt einer jeden Trauerbewältigung steht die bewusste Wahrnehmung des erlittenen Verlustes. Trauerbegleiter und Therapeuten sind sich darüber einig, dass eine Auseinandersetzung mit dem Tod notwendig ist, damit die Bewältigung der Trauer erfolgen kann.
Vielen Hinterbliebenen fehlt allerdings der Mut, dem Verstorbenen von Angesicht zu Angesicht, ein letztes Mal gegenüber zu treten. Zu groß ist die Angst vor einem möglicherweise erschreckenden Anblick.
Doch der erfahrene Bestatter weiß, dass gerade die stille Einkehr am offenen Sarg, für viele Menschen, ein wichtiger Schritt auf der Suche nach Trost ist. Hier wird der Tod begreifbar und kann auch seinen Schrecken verlieren, wenn der Hinterbliebene sieht, dass der geliebte Mensch seinen Frieden gefunden hat.
Bleibt ein Sarg verschlossen, wird den Hinterbliebenen zumeist eine wichtige Möglichkeit in Richtung Trauerbewältigung genommen. Oftmals wird den Angehörigen leider sogar empfohlen, den Verstorbenen so in Erinnerung zu halten, wie er zu Lebzeiten war.
Da der Tod und die Auseinandersetzung mit ihm, in unserem heutigen Bewusstsein stark verdrängt, Hausaufbahrungen kaum noch gemacht werden und viele Menschen erst wenn sie persönlich von einem Trauerfall betroffen sind, damit in Kontakt kommen, ist die Furcht vor erschreckenden Erlebnissen groß.
Dabei muss das nicht sein. In einer würdevollen und angenehmen Umgebung kann der Tod im Rahmen einer offenen Aufbahrung schon viel von seinen Schrecken verlieren.
Und selbst nach einer langen, schlimmen Krankheit oder einem plötzlichen Unfalltod hat ein Bestatter die Möglichkeit den Angehörigen zu helfen und eine Abschiednahme ohne Schrecken möglich zu machen, in dem er einen Thanatologen um Hilfe bittet.
Der Beruf des Thanatologen ist in unserer Gesellschaft leider weitestgehend unbekannt. Dabei ist oftmals er es, der dem Bestatter hilft, damit dieser im Umgang mit dem Verstorbenen den Grundstock für die Trauerbarbeit legen kann.
Er ermöglicht die offene Aufbahrung bis zum Bestattungstag, auch über einen längeren Zeitraum ohne Einschränkung. Mit der sogenannten präventiven Behandlung eines Verstorbenen wird allerdings nicht beabsichtigt, den Leichnam für die Ewigkeit zu konservieren, sondern ihn bis zur Bestattung in einer dem Verstorbenen würdigen Weise zu bewahren.
Während des Lebens verhindern die natürlichen Abwehrkräfte des Menschen die Ausbreitung von Mikroorganismen, die sich nach seinem Tode vermehren und die Veränderung eines Leichnams verursachen. Das führt dann zu den unangenehmen Begleiterscheinungen, die oftmals eine offene Aufbahrung bei ungünstigen Voraussetzungen unmöglich machen. Durch die Injektion einer präservierenden Flüssigkeit in das Arteriensystem, die auch bakterientötend wirkt und ein antiseptisches Milieu schafft, erwirkt ein Thanatologe, dass diese Begleiterscheinungen gar nicht erst auftreten. Es werden bei dieser modernen Behandlungsmethode keine inneren Organe entfernt oder noch weitergehende Veränderungen am Körper eines Verstorbenen vorgenommen.
Auch bei unfallentstellten Verstorben leistet ein Thanatologe wertvolle Hilfe. Teil seines Studiums sind rekonstruktive Maßnahmen bei Unfalltoten. Mit seinen Kenntnissen ist es ihm möglich die schrecklichen Spuren eines Unfalls so zu mildern, dass eine Abschiednahme für seine Angehörigen möglich ist. Gerade wenn junge Menschen so mitten aus dem Leben gerissen werden, hat es sich gezeigt, dass der Tod für die Familien erst dann wirklich begreifbar und erfahrbar wurde, wenn sie die Möglichkeit der Abschiednahme tatsächlich und in vollem Umfang hatten. Erst dann setzt wirklich eine echte Trauerbewältigung ein. Bestattungen finden in der heutigen mobilen Zeit auch nicht immer innerhalb weniger Tage statt. Zu weit sind die Entfernungen geworden, in denen die Familien, zum Teil berufsbedingt, zu einander leben. Die Kenntnisse und Fertigkeiten eines Thanatologen ermöglichen es dem Bestatter, Terminplanungen für Beisetzungen ganz den Wünschen der Angehörigen anzupassen, damit auch jedes Familienmitglied die Möglichkeit zur Wahrung einer Tradition hat, Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.
(Netzfundstück)
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