Nach dem Verschwinden von Beweismitteln im Fall des vielfachen Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde ist ein heftiger Streit um die Verantwortung entbrannt. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) steht nicht nur als Dienstherr der Polizei wegen der Ermittlungspannen unter Beschuss, auch der Bund deutscher Kriminalbeamter (BdK) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) richten sich gegen Reul. »Das Krisenmanagement des Innenministers sollte nicht nur darin bestehen, Polizisten an den Pranger zu stellen«, sagte Michael Mertens, Landeschef der GdP.
Sebastian Fiedler, Bundesvorsitzender des BdK, griff Reul scharf an. Er habe den Innenminister mehrfach aufgefordert, etwas gegen den personellen Notstand zu unternehmen, der in Lippe seit Jahren bekannt sei. Reuls Vorpreschen gegen die Beamten kritisierte er gegenüber dieser Zeitung: »Die Kollegen vor Ort sind fix und fertig. Das ist desaströs.« Bis zu 75 Kollegen zu wenig, so der Gewerkschafter, seien in Lippe im Einsatz. Die Behörde in Lippe hatte mal 447 Polizisten, heute seien es 359, davon seien 60 Kriminalbeamte, hieß es. »Wenn der Innenminister davon redet, dass seine Großmutter das besser gekonnt hätte, kommt das bei den Kollegen, die sich da jeden Tag den Hintern aufreißen, nicht so gut an«, sagte Fiedler.
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