Antony ist mit seinem alten, klapprigen Pickup auf dem Heimweg. Er hat in der nächst gelegenen Poststation sein neuestes Spielzeug abgeholt. Eine drehbare Parabolantenne mit einer Empfangseinheit die kein anderer Händler in annähernd dieser Empfindlichkeit anbietet. Nach 20 Meilen Fahrt wird er die 1,5-Meter-Schüssel zusammen bauen und auf den Stahlgittermast neben dem alten Farmhaus seiner Eltern montieren. Tony ist immer auf der Jagd nach Fernsehübertragungen möglichst exotischer Satelliten.
Tony ist ein äußerst attraktiver Junger Mann um Mitte 20. Manches Mädel aus der Nachbarschaft hatte sich schon Hoffnungen gemacht, aber Tony ist immun gegen weibliche Reize. Auch Rauchen, Saufen, Spielen oder Sport sind ihm fremd. Er hat lediglich seine Technik im Kopf. Öffnungswinkel, Rauschabstand, Polarisation und Himmelskoordinaten.
Es gibt Dinge, die gibt es nicht. Der Parabolspiegel mit 1,5 m Durchmesser ist montiert und in Grundeinstellung auf dem Mast befestigt. Die weitere Installation soll morgen früh erfolgen, wenn es wieder hell wird. Tony schließt zur Probe seinen Frequenzscanner an und staunt nicht schlecht. In der Werkseinstellung ohne jede Justierung der Anlage empfängt er ein Signal. Eine Gänsehaut läuft ihm über den Rücken. Die Empfangsantenne schaut nach Norden. Wisst Ihr überhaupt, was das bedeutet? Dort gibt es keinen Satelliten. Alle Fernsehsatelliten stehen über dem Äquator, also in südlichen Richtungen. Norden, in dieser Richtung könnte es bestenfalls für kurze Zeit ein Spionage-, Telefon- oder Wettersatellit in niedriger Umlaufbahn sein.
Am nächsten Morgen ist das Signal noch immer stabil. Tony montiert die Antriebsmotore seiner neuen Antenne. Endlich kann er sie in beliebige Richtungen schwenken. Wider aller Erwartungen und Logik findet er das Signal an exakt der alten Position. Bereits geringe Abweichungen vom gefundenen Ort lassen das Signal verschwinden. Norden! - Es handelt sich ganz eindeutig um einen geostationären Sender an einer Stelle im Raum an der es physikalisch völlig unmöglich ist, einen derartigen Satelliten zu positionieren. Kein Mensch würde seine Antenne jemals nach Norden ausrichten.
Kein Mensch? Wer dann sonst? Menschliche Technologie ist nicht in der Lage, im Norden einen stationären Sender zu errichten. Bei dem Gedanken läuft ihm wieder ein Schauer über den Rücken. Der Sender ist nicht von dieser Welt!
Tony untersucht das empfangene Signal genauer. Es hält sich nicht an die für Fernseh- oder Nachrichtensatelliten üblichen Transponderstrukturen. Er kann es zwar empfangen und aufzeichnen, aber weder decodieren noch sichtbar oder hörbar machen. Wer sendet hier für wen, Aliens für Aliens? Inzwischen kommen ihm Bedenken, ob er überhaupt mit irgendeinem Menschen darüber sprechen dürfte. Es bestünde das Risiko eines Kriegs der Sterne, wenn die richtigen Politiker oder gar Militärs davon Wind bekommen.
Tony hatte vor vielen Jahren etwas Grund mit einer Hütte im Norden von Kanada gerbt. Wenn er dort ebenfalls eine Empfangsanlage aufstellt, könnte er berechnen, wo der Sender ungefähr steht. Also bestellt er eine zweite Empfangsanlage. Genauer gesagt, er will so eine Anlage bestellen, aber es gibt keine. Die Internetseite mit dem Angebot dieser einzigartigen Anlage ist verschwunden. Ist sein neues Spielzeug überhaupt von Menschen gemacht? War es ein Systemfehler, dass er es erwerben konnte? Suchen es die Außerirdischen bereits? Oder sollte es gerade er bekommen?
Tony demontiert seine neuen Geräte und befördert sie nach Kanada. Auch hier ist das Signal empfangbar. Aus den Empfangskoordinaten kann er feststellen, dass der Sender genau auf der Verlängerung der Erdachse in Richtung Polarstern steht. Ungefähr 100 000 km von der Erde entfernt. Die üblichen geostationären Satelliten kreisen in einer Höhe von nur 36 000 km. Ihm ist völlig klar, SIE sind schon unter uns. Welches ist wohl seine Rolle? Er will es unbedingt wissen, koste es was es wolle.
Tony will auf sich aufmerksam machen. Wieder zurück im heimischen Haus beschafft Tony sich eine Sendeeinheit. Sender sind weit weniger schwierig zu bauen, irdische Technologie reicht völlig aus, um ein Signal in den Weltraum zu senden.
Ein Mal am Tag schweigt der Alien-Sender regelmäßig für eine knappe Stunde. Tony wendet ein klassisches Verfahren an, auf unbekannte Nachrichten zu antworten. Er zeichnet das empfangene Signal auf und sendet die Kopie genau während der Sendepause. Das Raumschiff in 100 000 Höhe über dem Nordpol oder was immer sich dort befindet wird die Kopie empfangen.
Wann werden SIE darauf reagieren? Tony erwartet Besuch in den nächsten Tagen …
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