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mcnep schrieb am 30.11. 2005 um 16:13:56 Uhr über

Männerpuff

Heute habe ich bin Laden zu einem guten Geschäft verholfen. Blödsinn, gefährlicher Blödsinn sogar, einen Araber mit feingeschnittenen Gesichtszügen, frommem Bart und traditioneller Gewandung so zu benennen, ich weiß, aber eine Ähnlichkeit war da und es gibt schlechtere Opener. Wie schon viele glückhafte Momente dieses Lebens wurde auch dieser aus dem Schaum des Zufalls geboren: Als ich die Einkaufsstraße entlangging, den Blick ostentativ nicht auf die aufgebauten Weihnachtsbuden gerichtet, entfiel mir ein Geldstück und landete direkt vor einem der Geschenkhäuschen. Ich bückte mich, hob es auf, und beim in die Höhe gehen roch ich es: Styrax! Zugleich auf Augenhöhe mit dem muftiesken Verkäufer angelangt, fiel mein Blick über seine Auslage und es taten sich mir alle Wonnen Arabiens auf: Weihrauch, Myrrhe, Aoud, Rosenessenz, Amber, all die schweren Düfte, denen ich in den letzten Monaten nur auf Umwegen über Parfümerieverschnitte begegnet war, lagen hier im Naturprodukt in Fülle ausgebreitet. Wir wurden schnell handelseinig, meine Kenntnis und Liebe zum in Deutschland wenig bekannten Adlerholz öffnete ihm Herz und Schatzkistlein (und meine Börse) und seit einer Stunde riecht meine Wohnung wie ein arabischer Männerpuff. Hätte Konrad gesagt. Und dieses Wort im Ohr und den Duft in der Nase, ging mir plötzlich schlagartig auf, woher meine seit einem halben Jahr zur Manie gesteigerte Hingezogenheit zu Düften rührt: Es ist der Sinn, der am nächsten ans Unbewusste rührt, und mit den Schwaden steigen Bilder hoch, die ich teils vergessen, teils beschwören möchte, sie übertönen und unterstreichen: Die Erinnerung an unsere letzte glücklich verlaufene Reise, die im Duftparadies Oman endete, den Geruch der Krankenhäuser und vor allem: Seinen Geruch, den ich mir, während die Bilder im Kopf die Gesichtswandel der fast zwanzig Jahre phantombildhaft zusammenwürfeln, immer noch abstrakt, wie eine Gleichung, zusammensetzen kann. Lieb, vertraut und angenehm bis zum Schluss. Niemals zu stark, anders, als meine Duftmixturen der letzten Zeit, die wohl ein verzweifelter Versuch sind, ein weißes Rauschen zu erzeugen, in dem dieser eine Ton aufgehoben wird, der immer noch so schmerzhaft in der Seele klingt. Oder ihn zu anderen Zeiten in einer Invokation herbei zu beschwören, auf dass er bei mir sei, nicht durch Gefühltes mehr, nicht durch gesehenes mehr, diese wunderbare Stimme ein Staub, aber after the earthquake was a fire, but not in the fire was the Lord; and after the fire was the sound of a soft whisper. And, behold, the Lord passed by.


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