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Ich wußte nicht daß es einen Zug von Berlin nach Kyjiw gab. Und ich wußte nicht daß in Minsk die Zöllner in den Zug kamen und ein internationales Formular, keine zwei Seiten lang, eher ein Kleinerer Zettel, mit Angaben über was man Besonderes im Gepäck habe, in den Zug stiegen. Im absoluten Entzugswahn und umgeben von drei Zugbegleiterinnen welche mich als Botschafter ins Land schleusen wollten sah ich den letzten Ausweg darin zu lügen und Waffenschmuggel auf das Zollpapier zu schreiben. Man begleitete mich aus dem Zug hinaus und dann stand ich da am Bahnsteig in Minsk. Plötzlich fuhr der Zug aus dem ich kam an und los und verschwand hinter einer Kurve. Es begann eine leichte Panik. Bestimmt rangieren die nur um, das kennst du doch auch von anderen Fernzügen. Oder die fahren weg damit sie in aller Ruhe dein Gepäck nach Waffen durchsuchen können. Auf dem Bahnsteig befanden sich außer wenigen Zivilisten viele Militärangehörige, alle in schicker Uniform, ein grüngrau ist mir in Erinnerung, Wie ich mir vorkam. Wie ein seltsamer Eindringling aus dem Zoo, der zwischen lauter Menschen stand die allesamt eine Aufgabe hatten. Ich begann mich zu schämen. Was hatte ich nur für einen Unsinn erzählt. Und wie beschämend ruhig und unaufgeregt verhielten sich die Leute hier gegenüber einem offensichtlich Verrückten der gerade PISTOLE auf seine Einreisepapiere geschrieben hatte. Ich mußte doch verrückt sein. Es nahm mich kein Mensch zur Kenntnis. Was sollte ich tun außer weiter da jetzt herumstehen. Der Zug war weg. Ich ging ein Paar Schritte weiter und betrat die Kleine Bahnhofshalle. Es war ein geschäftiges Treiben an Schaltern, überall standen Offiziere herum. Panik überfiel mich plötzlich. Ich warf mich vor einem beliebigen Offizier auf die Knie in dem Moment dachte ich an Willy Brandt und daß ich eine historische Mission hier zu erfüllen habe, mich zu entschuldigen und demut zu zeigen für die grausigen Verbrechen die Leute vor zwei bis drei Generationen die in der gleichen Geographie geboren wurden wie ich an den Tag zu legen, flehte ihn an, Mutter sei dank, alles sei ein schrecklicher Scherz gewesen, wie böse, ein schrecklicher Scherz, eines Zuginsassen, eines Idioten, wahrscheinlich streichen sie mir mein Stichwort genau jetzt wieder per fernfunkeinwirkung, ich sah mich schon inhaftiert in weißrussland nach Amokdrohung, der Mann reagierte kaum, er lief zumindest nicht davon vor mir. Ich stand wieder auf, sah ihn nochmal an, sagte, ein this was really a bad joke, please forgive me, er antwortete auch hier nichts, blieb aber immerhin stehen und hatte offensichtlich auch meine worte verstanden. Ich stand nun auch einfach dort in der Bahnhofshalle von Minsk die recht proper ausschaute, ohne alles, kein Gepäck, keine Papiere, alles war im Zug, der war weg, es war immerhin Frühsommer. Langsam dämmerte mir die große Menschlichkeit dieses kommunistischen Systems. Ich brauchte mir dazu nur vorzustellen, wie deutsche Behörden auf einen Menschen wie mich reagiert hätten.
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