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Yadgar schrieb am 25.9. 2009 um 15:21:58 Uhr über

Helmand

Flächenmäßig größte Provinz Afghanistans, vom Fluss Helmand (in deutscher Schreibweise auch Hilmend, altgriechisch Etymandros) durchflossen, der ihr als längster Fluss des Landes ihren Namen gab. Die Provinz erstreckt sich von den um die 3000 m hohen Ausläufern des zentralafghanischen Hochlandes im äußersten Norden über die Gebirgsrandebene des Musa Qal'a-Flusses durch die Wüsten Dasht-e Margo (»Todeswüste«) und Registan (»Sandland«) zu beiden Seiten des Hilmend bis zu den 2300 m hohen Chagai-Bergen an der Grenze zu Pakistan, wo sich auch das pakistanische Atombombentestgelände befindet. Nachbarn sind ansonsten im Westen die hier bereits verstichworteten Provinzen Farah und Nimruz, ganz im Norden Ghor, im Osten Uruzgan und Kandahar.

Das Klima ist, von den höchsten Gebirgen abgesehen, trocken und heiß, so dass Ackerbau nur entlang der Flüsse, also vornehmlich des Hilmend, möglich ist, während ansonsten Halb- bis Vollwüste vorherrscht. Am mittleren Hilmend, wo sich auch die Hauptstadt Lashkargah befindet, versuchte in den 1950er Jahren die staatliche US-amerikanische Entwicklungshilfeagentur zusammen mit der Tiefbaufirma Morrison & Knudsen ein großangelegtes Bewässerungsprojekt (»Helmand Valley Authority«) auf die Beine zu stellen, durch das 700000 paschtunische Nomaden zu sesshaften Bauern werden sollten und so die Rekultivierung des in Folge des Mongolensturms im 13. Jahrhundert verwüsteten Hilmend-Beckens anzustoßen.

Der Erfolg war eher bescheiden, was gleichermaßen an der anarchischen Mentalität der Afghanen (die sich partout nicht an die ausgeklügelten Vorgaben der amerikanischen Agrartechnologen halten wollten und recht bald zum Weizenanbau übergingen, was zu einer allmählichen Versalzung des Bodens führte) wie auch der Arroganz der Amerikaner vor Ort lag, die nach Möglichkeit jeden Kontakt zur einheimischen Bevölkerung vermieden und sich in einer eigenen luxuriösen Bungalowsiedlung am Rand von Lashkargah einigelten, »Little America«, mit klimatisierten Supermärkten und allem Komfort...

Mittlerweile werden die vom Helmand Valley-Projekt übriggebliebenen Bewässerungsflächen (wie auch die Ackerflächen weiter nördlich am Musa Qal'a-Fluss) zum illegalen Anbau von Schlafmohn, also Opium, im ganz großen Stil verwendet: in der Provinz Helmand wird nicht weniger als 70 % der Weltproduktion von Opium erzeugt! Ein (allerdings eher kleiner) Teil der Erlöse des Opiumhandels finanziert die Taliban (für die wiederum die Einkünfte aus der von ihnen erhobenen »Opiumsteuer« nur ein Zehntel ihres Gesamtetats ausmachen, der Löwenanteil kommt von sympathisierenden Geldgebern in Saudi-Arabien und den Golfstaaten).

Ungeachtet dessen war Helmand die ersten vier Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes eine eher ruhige Gegend - bis dann im November 2005 der damalige Gouverneur wegen Verstrickung in den Opiumhandel auf Drängen der Briten durch Präsident Karzai abgesetzt wurde. Seither versinken Helmand und seine Nachbarprovinzen im Kriegschaos, kommen fast täglich Zivilisten, Polizisten, afghanische und internationale Soldaten durch offene Angriffe, Sprengfallen und Selbstmordattentate ums Leben.

Über Tourismus in Helmand nachzudenken, verbietet sich daher eigentlich auf weiteres... abgesehen davon ist die Provinz allenfalls für ausgesprochene Wüstenfreaks landschaftlich interessant, es gibt auch keine nennenswerten kulturellen Sehenswürdigkeiten, schon die Hippiebusse in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten Helmand auf der großen afghanischen Ringstraße eilig durchquert und machten erst wieder im benachbarten Kandahar Station.


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