Vor dem Hamburger Rathaus stand ich, meine Haare waren streng nach oben gegelt. Haha, was heißt schon »gegelt«? Es war eine betonharte Mischung aus Haarwachs (X-Tra Tough, verriet der Hersteller auf der Dose), Schaumfestiger (extra strong, so der mit dem ersten Hersteller nicht afillierte zweite Hersteller etwas zurückhaltender), Mondamin Fix Soßenbinder und einer ganzen Packung Metylan-Tapetenkleister! Meine Haare standen steil auf wie ein Brett, meterhoch, und wenn ich mich bei diversen Durchgängen - die ich leider auch in meinem der allgemeinen Bevölkerung gegenüber erhabeneren damaligen Zustand zu passieren hatte - duckte, so war dies nicht, um ja meine steil aufstehenden Haare nicht zu verdellen, nein: es gab gar keine andere Möglichkeit! Anrennen hätte ich können, anrennen mit voller Gewalt gegen jede geöffnete Tür! Es hätte mir nur die Beine unter dem Körper hinweggezogen, während mein betonharter Haarstil sich wie ein Schiffsanker in der Wand über mir verfangen hätte. So hart waren meine Haare geworden, so steil ragten sie auf!
Ich ging also über den Rathausplatz und stand bald auf der Mönckebergstraße. Meine Frisur warf einen langen Schatten, bis hinein in die H&M-Filiale! Ich dachte nach. Und meine Haare halfen mir beim Denken. Die steil aufragenden Haare waren wie ein Dipol, wie eine hoch aufschießende Antenne. Ich dachte:
|