Kirche & Glauben Kurz & Bündig
Fegefeuer
In der katholischen Kirche wird die nach dem Tod eines Christen für möglich gehaltene Läuterung Fegefeuer genannt. Nach katholischer Lehre können darin lößliche Sünden und zeitliche Sündenstrafen durch das Erdulden einer vorläufigen Gottesferne und die Fürbitte der Kirche getilgt werden, damit die Seelen dann zur vollen Anschauung Gottes gelangen.
Das symbolhaft-anschauliche Wort ist im Mittelalter aufgekommen und wird nur in Deutschland gebraucht; die dazugehörigen Vorstellungen sind aber in den romanischen Ländern volkstümlich und auch durch die darstellende Kunst ausgestaltet worden. Dante hat das Fegefeuer (Purgatorium) in seinem Werk »Göttliche Komödie« dichterisch beschrieben. Sieht man einmal von der phantasievollen und spekulativen Ausgestaltung dieser Vorstellung und Lehre ab, stecken bedenkenswerte Folgerungen aus dem christlichen Glauben darin.
Schließlich wird im Glaubensbekenntnis von einem »Reich des Todes« gesprochen, in das Jesus »hinabgestiegen« ist (vgl. . Petrus 3,9). Das Fegefeuer soll den Gläubigen also nicht Angst und Schrecken einjagen, damit sie sich anständig verhalten, sondern es entspricht der Tatsache, daß viele Menschen unvorbereitet und mit einem recht unvollkommenen Glauben sterben. Es kann zur Tröstung der Angehörigen beitragen, wenn sie glauben dürfen: Im Zeitpunkt des Todes ist doch nicht alles so endgültig festgelegt, daß in Ewigkeit daran nichts mehr zu "ändern ist.
Die von der katholischen Kirche gebotene Fürbitte für die Verstorbenen regt ein Gedenken an die Toten an, erinnert auch den Beter daran, daß er sterben muß, und weckt das Vertrauen, daß auch jenseits des Lebens und unseres Verstehens die Geschichte Gottes mit dem Menschen weitergeht. Andererseits ist darauf hinzuweisen, daß die reformatorischen Kirchen diese Lehre und Vorstellung von einer Läuterung nach dem Tod ablehnen.
Luther tat dies, weil die Vergebung der Sünden nach dem biblischen Zeugnis vollständig ist und keiner Nachbesserung bedarf; Calvin, weil er sehr stark die Vorherbestimmung des Menschen zur Seligkeit oder Verdammung betonte ( Prädestination).
Auch läßt sich eine biblische Begründung wohl kaum nachweisen. Die Praxis des Glaubens an ein Fegefeuer leistet zudem einem quantitativen und kleinlichen Verständnis von Gnade und Vergebung Vorschub, wenn sie durch das Beten etwa einiger Vaterunser stellvertretend zu erwerben und dann dem Verstorbenen so zuzuwenden sind daß sich sein Strafmaß im Fegefeuer verringert. Da auch die Kirchen mit Aussagen über einen Zustand nach dem Tod sehr zurückhaltend geworden sind, spielt die Vorstellung von einem Fegefeuer heute wohl keine große Rolle mehr. Manchmal wird auch nur scherzhaft davon gesprochen.
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