Kennt Ihr »Philadelphia« ? Ich meine nicht so einen Problemfilm über einen Aids-kranken Anwalt, sondern den Frischkäse. Es gab ihn schon in meiner Kindheit, so 1970 rum. Damals war er in starke Alufolie eingewickelt und wurde bei uns zuhause mit Rosenpaprika gegessen. Heute wird er im Plastik-Töpfchen verkauft und ich esse ihn zum Frühstück vorzugsweise mit Johannisbeer- oder Preiselbeermarmelade. Und dieser Frischkäse hat, so prunkt es geradezu fett auf dem Deckel: »Doppelrahmstufe« ! Er ist nicht nur nicht light, sondern fett, richtig fett, total fett, doppelt-fett ! Wie muß alleine dieses Wort »Doppelrahmstufe« auf Abonnenten von »fit for fun« oder triple-style-tätowierte wohl wirken ? Ich stelle mir diese kernig-sehnigen, durchtrainierten Mädels und Jungs vor mit ihrem Einkaufszettel am Kühlregal auf der Suche nach dem ultra-lightenen Frischkäse mit garantiert maximal 0,1 % Fett, und dann schweift ihr waidwundes Auge über den Philadelphia mit der »Doppelrahmstufe«. Schweissperlen treten auf die Stirn, der Blutdruck schnellt hoch, die primären Geschlechtsorgane schwellen - und Visonen von Fett und fettigem, Eisbein und Wellfleisch beginnen vor den Augen dieser hypergesunden Kurzhaarfrisierten und Intimgepiercten zu flimmern und zu tanzen und ein kleiner Teufel flüstert ihnen ins Ohr, daß so ein Frischkäse der Doppelrahmstufe doch so schlimm garnicht sein kann. Doch dann schlagen sie innerlich die Hacken zusammen, besinnen sich ihrer Mission und ihrer body-mass-indices, schütteln mit dem Kopf über die Verschwabbelten, die sowas kaufen, und streichen wieder gestählten Blicks weiter durch die Lebensmittelabteilung auf der Suche nach Kalorienreduziertem.