Du bist mein Diktiergerät
Du bist der Frühtau auf meiner Seele, dessen Tröpfchen ich stetig zähle, auch die Sahnehaube auf der Torte, die Worte, an die ich glaube, die ich wähle, die Schraube meines Herzens, die Traube, die Frucht, die ich schäle, die Taube auf dem Dach und die Blüte am Bach, die Armbrust im Morgendunst, die voller Kunst sich streckt, reckt, mit Inbrunst ihren Pfeil in meinen Apfel steckt. Du bist der Wind, der durch meine Haare weht, der Kragenknopf, der mir den Kopf verdreht. Du bist die, die mich versteht:
Du bist mein Diktiergerät!
Du bist mein Schein, mein Sein, mein Stein in heißer Brandung, voll Wonne die Glut bei meiner Landung auf der Sonne, mein Schätzchen, eine Tonne, gefüllt mit Reiseplätzchen, umhüllt von feinster, reinster Schokolade, die Made in meinem Speck – Schleck, schleck, Du bist weg! – So keck es manchmal geht, der Wind hat sich gedreht. Du bist der Weitblick in meiner Strampelhose, der Trick, der Knick in meiner Coladose, eine Rose, ein Smaragd, der mich packt, mich blendet, das Blatt, auf dem ich schreibe genüßlich wendet, mich gart, mich brät. Du bist die, die mich versteht:
Du bist mein Diktiergerät!
Du bist die Eisenbahn in meinem Wahn, vorbeisausend, im Look 2000 bist Du die Hook, so aufbrausend wie ein Wasserfall nach dem Zeitenknall. Du bist ein Koch, der weder ent noch weder oder kennt, der sich öffentlich erregend, bewegend zum Herd bekennt, ein Feuerhaken, der mein Herz verbrennt. Ich bemerke die Stärke, mit der Du agierst, mich panierst, fritierst und in den Ofen schiebst, erst jetzt erkenne ich , daß Du mich liebst. Du gibst mir die Kraft: Ich bin die Orange und Du bist mein Saft, die solche Werke schafft. Ich verbrenne innerlich, verzehre mich nach Dir, die Brust gebläht, der Hahn es kräht: Du bist die, die mich versteht,
Du bist mein Diktiergerät!
(geschrieben 1995)
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