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Mcnep schrieb am 15.7. 2001 um 02:30:56 Uhr über

Davina

war heute zu Besuch. In den letzten 5 Wochen ist sie sichtlich Mensch geworden. Sie schaut in die richtigen Richtungen wenn man mit ihr spricht, kann lachen, grinsen, quengeln, kurz: inzwischen scheint auch die Seele in sie eingefahren zu sein. Ich liebe Davina, weil ich ihre Eltern liebe. Ich hoffe, sie machen alles richtig, und daß das, was sie nicht richtig machen, sich so auswächst, wie es sich bei uns allen ausgewachsen hat. Vater klug und sensibel, Mutter genauso, gute Vorbedingungen. Ich bin nicht ihr Pate, und will es auch nie in einem dieser bescheuerten Riten werden; trotzdem fühle ich mich ein wenig so, als hätte ich gewissermaßen bei der Zeugung über die Bettkante geschaut (was ich als schwuler Ästhet natürlich nicht habe) und ich habe Angst um die älter werdende Davina, wenn ich an den Gartenteich oder die Hauptstraße vor ihrem Haus denke. Ich will, daß ihr alles Gute geschieht, wenn sie Popstar werden will, soll sie eben Popstar werden, wenn sie Fleischereifachverkäuferin wird, werde ich sie genauso lieben. Sie darf ruhig Drogen ausprobieren, aber erst in etwa 16 Jahren, sie kann lesbisch werden, Hauptsache kein Piercing, aber die sind bis dahin hoffentlich ausgestorben. Ich werde ihr sozialistische Kinderhörspiele von Süverkrüp auf CD brennen, und die gesammelten Werke von Lewis Carroll schenken. Wenn sie mal heiratet, werde ich ein alter Sack sein, der vor Rührung Pipi in die Augen bekommt, und wenn sie dann ein Kind bekommt, werde ich hoffen, daß es Arno oder Konrad, Maria Juana oder Ida heißt. Ich will nicht, daß irgendwer sie in den Wald zerrt und unter Heidelbeeren vergräbt, nicht, daß sie in die Werbebranche geht und nicht, daß sie irgendwann nachts aufwacht und weint, ohne zu wissen warum, und keiner ist da, der sie in den Arm nimmt und sagt »Ey, was is' dennIch will einfach, daß Davina glücklich wird, und wenn glücklich werden mehr ist als das Gefühl, das ich heute hatte, als ich sie in ihrem Körbchen sah, dann muß es nicht Glück sein, sondern einfach dieses warme Gefühl das ich, wenn ich den kleinen Strops mit seinen lieben Augen, in denen jetzt schon die Seele zu ahnen ist vor mir sehe, selber empfinde. Ich mag Kinder, wie ich Bären und Blumen mag. Ich kann keinem vorschreiben, das genauso zu sehen, aber diese Davina will ich ungehudelt durch die Welt gehen sehn.

Most sentimentally

Martin


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