Herr B. schrieb am 12.3. 2005 um 15:03:22 Uhr über
Alkoholentzug
Es sind eine Menge falsche Infos über Alkoholiker im Umlauf, dazu gehört z.B.:
»Totale Abstinenz ist die einzige Chance für Säufer.«
Es gibt einige Programme, die - offenbar recht erfolgreich - versuchen, »soziales Trinken« als Verhaltensmuster einzuüben. Totale Abstinenz ist z.B. bei Opiaten absolut notwendig, weil Opiate die Bildung von Rezeptoren verursachen, die sofort wieder Suchtmechanismen triggern, wenn sie Opiate kriegen.
Noch ein Klischee:
»Von der Flasche kommt man alleine nicht weg«
Studien zeigen, dass die Hälfte bis 3/4 der Alkoholiker, die es schaffen, ohne Hilfe und ohne Druck vom sozialen Umfeld erfolgreich entziehen. Interessanterweise ist die Rüchfallquote unter denen, die alleine die Kurve kriegen, sehr viel geringer als bei denen, die mit ärztlicher Hilfe entziehen.
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Heilige Einfalt, Herr B. !
Diejenigen Trinker, die in der Öffentlichkeit als Säufer wahrgenommen werden, sind Schwerstabhängige, für die durchaus gilt: Abstinenz ist die einzige Chance.
Wer sich nur ein klein wenig mit der Materie befasst hat, weiß, dass die Alkoholkrankheit progressiv ist, das heißt, verschiedene Stadien durchläuft. (Das Jellinek-Schema sollte man unbedingt kennen). In frühen Stadien sind die Heilungschancen selbstverständlich besser. Die Frage ist, ob dieses »soziale Trinken« nun Heilung oder eher Prävention ist.
Dass Trinker, die sich selbst trocken setzen, weniger Rückfälle haben, ist eigentlich selbstverständlich. Es sind eben die, die von vornherein die besseren Chancen haben, die es auf eigene Faust versuchen können. Also bitte, erst Hirn einschalten, bevor man mit statistischen Befunden argumentiert. Statistische Häufungen sagen nichts über Ursache-Wirkungs-Beziehungen aus.
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