upps
Bewertung: 3 Punkt(e)
In meinem steten Kampf gegen das Böse in der Welt hatte ich vor einigen Jahren auf einer meiner abenteuerlichen Reisen eine schicksalhafte Begegnung in einem kleinen Lokal im südlichen Transsilvanien, nur wenig mehr als eine halbe Tagesreise entfernt vom Schloss des legendären Grafen Dracula, das ja bekanntlich im stets nebligen Osten des Landes hoch oben auf dem höchsten Berg thront.
Die Gastwirtin bot grau-grünliche, fettig-pelzige Bratwürste und große Blutwürste an. Sonst nichts. Die Graugrünlichen schmeckten noch um einiges schauriger, als sie aussahen. Die Blutwürste aber, die hatten es wahrhaftig in sich. Die waren ganz frisch und köstlich und haben selbst mir, im Freundeskreis durchaus als Gourmet gefürchtet, bestens gemundet.
Aufgefallen war mir, dass sie ihr kleines Lokal erst nach Einbruch der Dunkelheit geöffnet hatte. Auffällig waren auch ihre Kunden, die sich, nachdem ich die Blutwurst hatte kosten dürfen, nach und nach einstellten: Sie trugen allesamt schwarze, wallende Umhänge.
Den grau-grünlichen Bratwürsten schenkten sie keine Beachtung, sie verlangten ausschließlich von den Blutwürsten. Diese verschlangen sie gierig und laut schmatzend und sogar genüsslich grunzend.
Es waren weniger die Essmanieren, die mein Misstrauisch weckten. Schließlich waren wir ja in Transsilvanien. Es war vielmehr, dass die Lebensgeister der Kundschaft bei dem Genuss der frischen Blutwürste sichtlich und fast leibhaftig erwachten.
Ich verspürte eine gewisse Anspannung, als ich mich unter die schwarz gewandeten Herrschaften mischte, die mir wohl den einen oder anderen misstrauischen Blick zuwarfen, mit ihrem Mahl jedoch so beschäftigt waren, dass sie mir keine größere Aufmerksamkeit schenkten.
Für alle unerwartet zog ich einen prächtigen aus zwölf frischen Knoblauchknollen geflochtenen Zopf unter dem Mantel hervor. Entsetzt und wild gestikulierend wichen die Herrschaften vor mir – genau genommen dem Knoblauch – zurück.
Meine Vermutung war also richtig gewesen!
Ich musste sofort handeln.
Ich hatte das Magazin meiner „R.I.P.“, wie ich meine automatische Schnellfeuerwaffe liebevoll nannte, mit Silberkugeln geladen, mit denen ich jetzt die Herzen der Blutwurst liebenden Vampire durchlöchern musste. Schuss für Schuss traf wohl gezielt, kaltblütig löschte ich Vampir um Vampir endgültig aus.
Ich muss gestehen, dass ich ein unappetitliches Gemetzel unter den Untoten anrichtete. Aber ich hatte keine andere Wahl: Es ging ja nicht nur um die Zukunft Transsilvaniens, es ging um die Zukunft der gesamten Menschheit.
Gerade ging der letzte Vampir zu Boden, mein R.I.P. schwieg und ich blies das kleine Rauchwölkchen aus der Mündung, da war aus einer im Halbdunkel liegenden Ecke des Raumes eine wütende Stimme zu vernehmen:
„Schnitt! Was ist das denn für eine verdammte Scheiße, die Szene ist doch erst morgen dran!“
Man stelle sich mein Erstaunen vor, als ein Mann hervortrat, der etwas in der Hand hielt, das durchaus ein Drehbuch sein konnte. Er realisierte, dass die riesige Lache, in der er stand, kein Filmblut war. Er sah auf den Boden, dann sah er mich an – sein Gesicht zeigte Entsetzten, Ekel...
Bis heute plagt mich mein Gewissen, dass ich diese Lokalität, wo ich durchaus gut bedient worden war, ohne zu zahlen verlassen habe.