nomadisch
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1. Mose 12, 1-4a
Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. 4 Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm.
Dies ist eine Geschichte, die vom nomadischen Hintergrund der Sippe Abrahams aus durchaus leicht zu verstehen ist und nicht unbedingt eine spektakuläre Handlung beschreibt. Wenn das Vieh so zahlreich wird, dass die Weidegründe, die gefunden werden, nicht mehr ausreichen, um alles Vieh zu ernähren, muss sich die Gruppe trennen. Allerdings scheint es, dass Abrahams Sippe zu dem Zeitpunkt nicht nomadisch war. Sie war zwar »umgezogen«, nämlich von Ur in Chaldäa nach Haran (11,31), aber dort hatten sie nun schon lange gelebt, und wenn man dies als Nomadentum bezeichnen wolle, dann ist wohl auch die Bevölkerung Deutschlands nomadisch. Das regelmäßige Umherziehen von Weideplatz zu Weideplatz war diesen Menschen jedenfalls offenbar nicht eigen.
So kann man also doch davon sprechen, dass Abraham (übrigens spielt es zumindest bei der Bearbeitung dieses Abschnittes keine große Rolle, ob von »Abram« oder »Abraham« geredet wird, da der Name hier nur eine untergeordnete Rolle spielt) immerhin seine Heimat verließ. Das Motiv kann man allerdings sowohl in dem Ruf Gottes als auch in der Tatsache, dass einfach nicht mehr genug Land für alle da war, finden. In der Perikope wird jedenfalls der Ruf Gottes in den Vordergrund gestellt, dem Abraham bedingungslos folgt. Darin ein besonderes Opfer zu sehen, ist sicherlich unangemessen.
Wichtig am Ruf Gottes ist die Verheißung, die auf Abraham in den Versen 2 und 3 gelegt wird. Sie steht schon im Kontrast zur Feststellung, die in 11,30 gemacht wurde: Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind. Im Zusammenhang mit dieser Tatsache wird der Aufbruch Abrahams nun doch bedeutend: er könnte sich aus seiner Sippe eine andere Frau suchen, mit der er sich Nachkommen schaffen könnte. Dieser Möglichkeit beraubt er sich, indem er seine Sippe verlässt. Also doch ein Wagnis, in das er sich begibt, aber kein materielles. Es geht um die wichtige Nachfolge, die durch den Fortzug zumindest schwerer zu sichern sein würde. Allein die Verheißung Gottes lässt hoffen. Wir wissen, dass Abraham später Gott vorhält, dass sein Knecht alles erben würde, woraufhin Gott seine Verheißung erneuert (Gen 15).
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist deutlich: es geht auch hier um Nachfolge. Abraham folgt Gottes Ruf ohne zu Zögern. Es ist darauf zu achten, dass dadurch die Erbfolge gefährdet wird. Das Verlassen des Elternhauses ist nicht unbedingt so bedeutend. Für die Predigt wäre darüber nachzudenken, was Nachfolge heute bedeutet und inwieweit der Gehorsam Abrahams etwas für unsere Nachfolge austragen kann. Gott spricht nicht mit uns so, wie damals mit Abraham. Vielleicht aber vernehmen wir auch nur nicht die Stimme Gottes, und er redet tagtäglich zu uns?
Die Predigt könnte diesen Aspekt ausarbeiten und danach fragen, wie wir für Gottes Stimme sensibel werden und sie von dem Lärm unserer Umwelt unterscheiden? Wie kommt der Ruf Gottes zu uns? Die andere Frage wäre, ob wir bereit sind, so wie Abraham das Gewohnte hinter uns zu lassen und einen Neuanfang zu wagen.