maximalinvasiv
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Reales Glück ist maximale Stille, halb 2 Uhr nachts, wenn selbst bei geöffnetem Fenster von draußen kein Laut zu hören ist aus dem düsteren Innenhof. Manchmal, wenn man ganz genau hinhört vielleicht ein leises Schnarchen noch. Aber man muß ja nicht genau hinhören.
Ein sicheres Signal ist der Klingelton des Telefons, der halb 8 Uhr morgens meine Träume zerfetzt. Sofort Aufmerksamkeit, sofort realer Kontakt. Irgendwas, irgendwo ist irgendwie, aber nicht so, wie es sein soll. Wie man es sich erhofft, es immer gewesen ist oder wie es gefälligst zu sein hat, weil es Verträge gibt. Der Kosmos im Kopf zieht sich zusammen und wird zu einer kleinen Nadel, die in einen Heuhaufen fällt. Das Aufstehen läßt die Grenze zum Draußen verschmelzen, es ist wie ein Schmerz, zum Glück nur kurz: Maximalinvasiv dringt das Außen ein, macht sich protzig breit und weiß alle Passwörter, fast alle. Die innersten beiden Schichten kann es zum Glück nicht durchdringen.
Aber mit Knopflöchern hat das eher nichts zutun. Eher mit einer kalten Dusche und niedergekämpften Fluchtreflex.