Kleinbürgerlich

Die Eichenschrankwand ist nicht mehr so in
Der Wackeldackel ist akut bedroht
Die Sofas sind nicht ocker, sondern rot
Wo sind die Kleinbürger nur hin?

Als ich nur erst ein kleiner Junge war,
in einer kleinen ehrenwerten Stadt,
da gab es Kleinbürger noch übersatt,
kaum stahl man Äpfel, stand er auch schon da.

Wo sind sie jetzt, die bösen alten Herrn?
wo sind die putzverrückten Frauen hin?
Man mochte sie ja irgendwie auch gern...

Das Gute war, dort war das Kleinkariert
doch wenigstens noch sichtbar präsentiert
Heut bleibt es meistens in den Köpfen drin.

Man merkt es den Wohnungen an, ob sie sich wie das (Groß)Bürgertum durch die Zurschaustellung überindividueller Werte zum Repräsentanten von Wohlstand und Geschmack stilisieren, oder ob das Ziel der Inszenierung des Lebensraums, wie eben beim Kleinbürgertum mehr in der sieghaften Zurschaustellung eines privaten Gefühls besteht, das in seiner zwanghaften Ausblendung des Nicht–Schönen viel mehr über die individuelle Nachtwanderung zwischen Anpassungsdruck und Verelendungsbedrohung als über den Geist einer Epoche, dem sie in seiner überlebtesten Form huldigen.