heruntergewirtschaftet
Bewertung: 2 Punkt(e)Ich betreibe ja einen unstatthaften Kult mit dem Geländewagen, aber als ich heute ohnehin in der Nähe der Düsseldorfer Automeile war, kam ich auf die Idee, bei der dortigen Niederlassung mal nachzuschauen, was es so an aufmotzerischem Zubehör gäbe. Es stellte sich allerdings heraus, dass die meisten fraglichen Teile, so etwa die verchromten Trittbretter, Stahlfußmatten, Lampenschutzgitter und so weiter, erst beim Werk bestellt oder mit langfristiger Terminplanung montiert werden mussten. (Anmerkung: Ja, ich bin auf dem Weg, eine Autosau zu werden...) Um den Besuch nicht gänzlich umsonst getätigt zu haben, wollte ich dann doch wenigstens für mein Patenkind eine Nachbildung meines Wagens mitnehmen, die ich in einer Vitrine ausgestellt gesehen hatte. Und so begann das Elend: Der blutjunge Stenz teilte mir ungefragt mit, er sei den ersten Tag hier und machte sich rund zehn Minuten auf die Suche nach dem Vitrinenschlüssel. Irgendwann hatte er mit Hilfe einer Kollegin selbigen gefunden, entnahm das originalverpackte Modellauto, aber von Kauf war noch keine Rede: Jetzt verschwand der Fant für gut eine Viertelstunde in einem ominösen Lager, aus dem er zuletzt zurückkehrte mit nichts als dem ursprünglichen Auto in der Hand. Kassieren Fehlanzeige, »das macht die Kollegin«, die weitere zehn Minuten später endlich wiedergefunden wurde. Vierzig, na gut, fünfunddreißig Minuten hatte ich also auf den Kauf eines Spielzeugautos warten dürfen, was mir trübsinnige Gedanken eingab über eine zunehmend komplexere Zivilisation, die von Menschen, welche über ihren Segnungen zunehmend verblöden, bald wieder auf ein überschaubares Maß heruntergewirtschaftet werden wird.