gelingen
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In meiner Kindheit und Jugend hatten wir zu Hause ein Buch von Roland Gööck, 'Das große Buch der 1000 Spiele' oder so ähnlich. Darin waren wirklich sehr viele Spiele unterschiedlichster Alters- und Schwierigkeitsgrade, vom Plumpsack bis Bridge, gut 700 Seiten stark, ich habe immer gerne darin geblättert, obwohl ich nur selten auf die Idee verfallen wäre, irgendeins der beschriebenen Spiele auch tatsächlich ausüben zu wollen, das Lesen war schon das Spiel (bei der Pornographie funktioniert so etwas ja ähnlich). Nützlich, handlich, ein gut gemachtes Hausbuch, täte ich heute noch sagen, mit einigen Jahren Buchhandelspraxis im Rücken. Allerdings entsinne ich mich einiger Spiele, bei denen ich schon in recht frühen Jahren den Verdacht hatte, Herr Gööck könne sie selbst ersonnen haben, vielleicht zur Erprobung, ob ein neues Brauchtum im nachkriegsdeutschen Volk gesät werden können möge. Unter den Spielen für die Kleinkinder war auch eines, bei dem ein Kind einen künstlichen Bart umgebunden bekommt, in die Mitte eines Kreises gesetzt wird und nun alle Kinder der Reihe nach vortreten, wobei sie unter Vollführung einer begleitenden Handlung deklamieren:
Lieber Vater Eberhard, ich zupfe dich an deinem Bart
doch es wird mir nicht gelingen, dir ein Lachen abzuringen.
Ich habe diese Stelle stets mit einem wollüstigen Schauder der Peinlichkeit gelesen, selbst heute, da ich Ramses und den Erbsenbär kenne, kann ich das zugrundeliegende Faszinosum nur durch meine später zur Vollreife erblühte Leidenschaft für sogenannte Bärenmänner erklären. Das ich bis heute keine Belegstelle für ein Spiel gleichen Namens gefunden habe? Überflüssig zu erwähnen. Vielleicht habe ich das Spiel auch nur geträumt. Vielleicht das ganze Buch, ich meine, wer heißt schon Gööck?