geführt
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Ich bin der Mann, der Elend sehen muß durch die Rute des Grimmes Gottes.
Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht.
Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag.
Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.
Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mühsal umgeben.
Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die längst tot sind.
Er hat mich ummauert, daß ich nicht heraus kann, und mich in harte Fesseln gelegt.
Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet.
Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht.
Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen.
Er läßt mich den Weg verfehlen, er hat mich zerfleischt und zunichte gemacht.
Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gegeben.
Er hat mir seine Pfeile in die Nieren geschossen.
Ich bin ein Hohn für mein ganzes Volk und täglich ihr Spottlied.
Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.
Er hat mich auf Kiesel beißen lassen, er drückte mich nieder in die Asche.
Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen.
Klagelieder 3,1–17